"Haunted Identities" - Psychische Grenzgängerinnen in den Romanen "The Grass is Singing" (1950) von Doris Lessing, "Wide Sargasso Sea" (1966) von Jean Rhys und "A Question of Power" (1973) von Bessie Head

Die Arbeit betrachtet drei Romane, die allesamt im Rahmen kolonialer Gesellschaften in unterschiedlichen Konstellationen am Beispiel der Protagonistinnen dramatisieren, inwiefern diese aufgrund von Geschlecht, Klasse und ethnisch-kulturell-nationaler Herkunft Probleme haben, eine Identität auszubilden, die mit den Normen der politisch dominanten Ideologien kompatibel ist. Die fatale Verquickung von sexistischen und rassistischen Geschlechterstereotypen macht die Protagonistinnen zu psychischen Grenzgängerinnen, die in allen drei Texten schwere psychische Krisen durchleben aufgrund derer sie als verrückt gelten. Der Arbeit geht es darum, sub-alterne Identitäten herauszuarbeiten, die hybrid, vielschichtig und dynamisch sind, sich jedoch nicht außerhalb von kolonialen Diskursen bewegen. Die Protagonistinnen verweisen auf Gegendiskurse zu den hegemonialen Diskursen, wobei diese nicht zwangsläufig auch Orte der Lebbarkeit und einer Stimme repräsentieren. Diese Gegendiskurse tauchen vornehmlich auf als das aus dem kolonial-eurozentrischen Diskurs Verdrängte, das in der Erinnerungsarbeit der Protagonistinnen als Leerstelle markiert ist, so dass die kulturell dominante Vorstellung von Repräsentierbarkeit im Sinne eines fixierten Wahrheitsparadigmas durch einen allmählichen Bruch mit tradierten Erzählmustern unterlaufen werden muss. Die Protagonistinnen sind „haunted identities“, da ihre Psychen von dem verfolgt werden, was sie selbst im Zuge der Subjektivierung ausgrenzen. Um die Zusammenhänge zwischen Psyche und Gesellschaft genauer zu fassen, entwickelt die Arbeit eine detaillierte Analyse er durch Butlers Begrifflichkeit als Melancholische Prozesse fassbar gemachten, psychischen Entwicklung der Protagonistinnen und will auf dieser Basis außerdem analysieren, welche gesellschaftskritischen Aspekte mit den literarischen Darstellungen von Wahnsinn einhergehen. Dabei erweist sich Butlers Modell als sehr geeignet, um die Situation von Frauen zu beschreiben als das Dilemma, etwas betrauern zu müssen, das vom dominanten kolonialen Diskurs als nicht betrauernswürdig markiert ist.

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