The Relationship between Morphological Awareness and Literacy Skills in German

The objective of this dissertation was to explore relations between morphological awareness and literacy skills in German, i.e. in an orthography that is more transparent for reading than for spelling. To represent the particularly rich German morphology in the measure of morphological awareness, items covering inflection, derivation and compounding were gathered. This dissertation pursued three research questions. First, it was explored how different facets of morphological awareness relate to different literacy competencies. Because of the asymmetric orthography of German, a stronger relationship with spelling than with reading was expected. Second, it was investigated whether morphological awareness is a unique predictor of literacy skills in German after accounting for other language-related skills. Third, it was tested whether the relationship of morphological awareness with literacy skills increases with increasing literacy proficiency. Studies were conducted in different age groups. Adapted morphological awareness tasks were tested and optimised with the help of two pilot studies. Based on the findings of these two pilot studies, the cross-sectional main-study was conducted with 351 primary school children. Additionally, two exploratory studies comprising 187 university students were conducted assessing relations between morphological awareness and literacy skills in literacy competent adults. Results indicated that different facets of morphological awareness are related to literacy skills both in primary school children and in adults. Morphological awareness proved to be closer related to spelling skills than to reading skills in university students, but not in primary school children. In primary school children, phonological awareness was the key predictor of literacy skills, while morphological awareness did not have any additional predictive power. In university students, morphological awareness explained unique variance in spelling skills, but not in reading skills. In the main study with primary school children, comparisons between grade levels suggested that the relationship between morphological awareness and literacy skills does not increase with increasing literacy proficiency. However, the relative importance of morphological awareness for literacy competencies in comparison with that of phonological awareness was identified to be higher in literacy competent adults than in primary school children. Results implicate that morphological awareness is an important correlate of literacy skills in German, and that it continues to unfold its relevance beyond primary school years.

In dieser Dissertation wurden Zusammenhänge zwischen der morphologischen Bewusstheit und schriftsprachlichen Fähigkeiten im Deutschen untersucht, das heißt in einer Orthographie, die für das Lesen transparenter ist als für das Schreiben. Um die morphologische Vielfalt des Deutschen bei der Messung der morphologischen Bewusstheit abbilden zu können, wurden Aufgaben zu Flexionen, Derivationen und Komposita zusammengestellt. Diese Dissertation verfolgte drei Forschungsfragen. Erstens wurde erforscht, inwiefern verschiedene Facetten der morphologischen Bewusstheit mit verschiedenen schriftsprachlichen Leistungen im Zusammenhang stehen. Aufgrund der asymmetrischen Orthographie des Deutschen wurde erwartet, dass die morphologische Bewusstheit einen engeren Zusammenhang mit Recht-schreibleistungen als mit Leseleistungen hat. Zweitens wurde getestet, ob die morphologische Bewusstheit ein zusätzlicher Prädiktor für schriftsprachliche Leistungen ist, wenn für weitere kognitive Grundlagenfertigkeiten des Schriftspracherwerbs kontrolliert wird. Drittens wurde untersucht, ob der Zusammenhang zwischen der morphologischen Bewusstheit und schrift-sprachlichen Leistungen mit zunehmenden schriftsprachlichen Fähigkeiten steigt. Die Studien wurden in verschiedenen Altersgruppen durchgeführt. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus zwei Pilotstudien erfolgte die querschnittliche Untersuchung von 351 Grundschulkindern in der Hauptstudie. In den zwei zusätzlich durchgeführten, explorativen Studien mit insgesamt 187 Studierenden wurden Relationen zwischen der morphologischen Bewusstheit und schrift-sprachlichen Leistungen bei schriftsprachlich kompetenten Erwachsenen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass verschiedene Facetten der morphologischen Bewusstheit sowohl bei Grundschulkindern als auch bei Erwachsenen mit schriftsprachlichen Fähigkeiten in Beziehung stehen. Ein engerer Zusammenhang von morphologischer Bewusstheit mit Recht-schreibfähigkeiten als mit Lesefähigkeiten konnte nur bei Erwachsenen, nicht jedoch bei Kindern festgestellt werden. In der Hauptstudie mit Grundschulkindern war die phonologische Bewusstheit der wichtigste Prädiktor für schriftsprachliche Leistungen, wobei die morphologische Bewusstheit keine zusätzliche Varianz aufklären konnte. In den Erwachsenen-studien konnte die morphologische Bewusstheit signifikant zur Varianzaufklärung von Recht-schreibleistungen, nicht jedoch von Leseleistungen beitragen. Die Ergebnisse der Hauptunter-suchung mit Schulkindern deuteten darauf hin, dass es keinen enger werdenden Zusammenhang zwischen der morphologischen Bewusstheit und schriftsprachlichen Leistungen mit zunehmender schriftsprachlicher Kompetenz gibt. Jedoch schien die relative Relevanz der morphologischen Bewusstheit für schriftsprachliche Leistungen im Vergleich zur Relevanz der phonologischen Bewusstheit bei Studierenden höher zu sein als bei Grundschulkindern. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die morphologische Bewusstheit eine wichtige kognitive Variable ist, die im Zusammenhang mit schriftsprachlichen Leistungen im Deutschen steht und die ihre Relevanz auch nach der Grundschulzeit weiter entfaltet.

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