Pragmatismus und Jihad : eine politische Biographie des „palästinensischen Muslimbruders“ Scheich Ahmad Yasin (1936-2004)

Eine Biografie zu schreiben stellt keineswegs eine einfache, sondern eine sehr anspruchsvolle Aufgabe dar. Besonders schwierig wird es, wenn es dabei um das Leben und Wirken Scheich Ahmad Yasins geht. Für die einen, in erster Linie für die Israelis, war Scheich Yasin der Gründer der radikal-islamistischen Bewegung Hamas mit dem Ziel, den Staat Israel durch den Jihad zu vernichten. Für die anderen, in erster Linie für seine Anhänger, war Yasin ein charismatischer und populärer Freiheitskämpfer, der durch seine Vertreibung, seine körperliche Behinderung und seine Verhaftungen, die Verkörperung des Leidens der Palästinenser darstellt. Die politische Biographie Scheich Ahmad Yasins ist das Thema dieser Arbeit. Yasin ist der Gründer der Bewegung Hamas, die eine außerordentlich wichtige Rolle im Nahostkonflikt spielt, und das, obwohl sie zu den jüngsten palästinensischen Organisationen gehört. Ihr überraschender Sieg bei den palästinensischen Parlamentswahlen im Januar 2006 zeigt, dass sie es erreicht hat, sich eine bedeutende politische Position in Palästina zu verschaffen. Die Merkmale des Charakters und der Identität des palästinensischen Muslimbruders Yasin stehen im Mittelpunkt meiner Arbeit. Dabei wird untersucht, welche Dynamik Scheich Yasin den Muslimbrüdern in Palästina verlieh, so dass sie unterschiedliche, zum Teil auch widersprüchliche, Positionen miteinander verbinden konnten, vor allem transnationale Ideologie ((Muslimbruder sein) mit nationalem Patriotismus (waṭaniyya) (Palästinenser sein) und Jihad mit Pragmatismus. Kurz bevor er getötet wurde, arbeitete Yasin an einem politischen Hamas-Dokument, in dem er sich für eine Beteiligung an künftigen Wahlen aussprach. Damit ebnete Yasin den Weg für die Beteiligung der Hamas an den palästinensischen Wahlen 2006.

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