Die neurolinguistische Untersuchung fehlerfreien Lernens. Eine multiple Einzelfallstudie bei aphasischen Wortabrufstörungen.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Erforschung der Behandlung aphasischer Wortabrufstörungen. Im Fokus steht dabei die Untersuchung der Wirksamkeit fehlerfreier und fehlerbehafteter Lernmethoden vor dem Hintergrund individueller Störungscharakteristika. Das fehlerfreie Lernen ist ein relativ neuer Behandlungsansatz in der sprachtherapeutischen Intervention, der im Kontrast zur herkömmlichen fehlerbehafteten Methodenauswahl steht. Beide Lernmethoden sind als Konzepte zu verstehen und stellen keine konkreten Methoden dar. Die fehlerfreien und fehlerbehafteten Lernmethoden unterscheiden sich dahingehend, wie viele Fehlreaktionen des Patienten durch die Aufbereitung des Materials und die Konzeption der Therapie zugelassen werden. Während beim fehlerbehafteten Lernen ein Lernerfolg aus der Verarbeitung eigener Fehler gezogen werden soll, ermöglicht das fehlerfreie Lernen eine korrekte Assoziation, beispielsweise zwischen einem Wort und einem Bild, ohne dabei aktiv eine Korrektur vornehmen zu müssen. Es wurden bereits Studien veröffentlicht, die sich mit der Wirksamkeit fehlerfreier und fehlerbehafteter Lernmethoden bei aphasischen Wortabrufstörungen auseinandersetzten, jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen bezüglich der Effektivität der Methoden kommen. Dies könnte auf verschiedenen Störfaktoren basieren. Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit war es, diese Konfundierungen zu vermeiden und somit fehlerfreie und fehlerbehaftete Lernmethoden unabhängig voneinander vor dem Hintergrund individueller Störungscharakteristika zu betrachten. Es wird in der vorliegenden Arbeit eine multiple Einzelfallstudie mit zehn aphasischen Probanden beschrieben, die unter Wortabrufstörungen als Hauptsymptom ihrer Beeinträchtigung litten. Mit allen Studienteilnehmern wurde eine linguistische und kognitive Einzelfalldiagnostik durchgeführt, die es ermöglichte, den zugrunde liegenden funktionalen Störungsort der Wortabrufproblematik zu lokalisieren sowie andere sprachliche und kognitive Leistungen einschätzen zu können. Für die Analyse werden verschiedene psycholinguistische Sprachverarbeitungsmodelle herangezogen. Beide Lernmethoden konnten den Wortabruf bei aphasischen Beeinträchtigungen verbessern. Es kann gezeigt werden, dass die verwendeten Lernmethoden nicht zwingend die gleiche funktionale Ursache behandeln. Die Wirksamkeit fehlerfreier und fehlerbehafteter Methoden wird auf verschiedenen Ebenen beschrieben. Es können Vorhersagen bezüglich der Therapieeffekte auf der Grundlage der individuellen Einzelfalldiagnostik getroffen werden. Zusätzlich nahmen an der Studie zwei Probanden teil, die unter der sehr seltenen Moyamoya-Erkrankung litten. Da bislang keine sprachtherapeutischen Interventionsstudien bei diesem Störungsbild veröffentlicht wurden, eröffnet die Beschreibung zweier Einzelfälle mit einer Analyse der strukturierten sprachtherapeutischen Behandlung ein neues Forschungsfeld.

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