„We become what we do!“ : eine Geschichte des Aerobics in den USA

In der vorliegenden Dissertation „We become what we do!“ – Eine Geschichte des Aerobics in den USA wird dem Phänomen Aerobic anhand diverser Perspektiven nachgegangen, die sich von einer makrogeschichtlichen hin zu einer mikrogeschichtlichen Betrachtungsweise zuspitzen. Dabei stehen Konzepte wie Körperideale, Selbstoptimierung und -ermächtigung sowie Fitness und Gesundheit im Fokus und werden durch verschiedene Quellenarten – Aerobic-Videos, Trainingsratgeber, Fitnessmagazine, Oral-History-Interviews – analysiert und in dem aeroben Narrativ kontextualisiert. Aerobic etablierte sich in einer Zeit, in der gängige Körperideale neu verhandelt wurden. Leitfiguren wie Jane Fonda beeinflussten die Art und Weise, wie sich Frauen auf der einen Seite selbst wahrnahmen und wie sie auf der anderen Seite wahrgenommen werden sollten. Die massive mediale Verbreitung von Aerobic – vor allem durch die Videos – führte zur Übernahme bestimmter Verhaltensmuster. Dazu zählte beispielsweise der Drang nach verstärkter Selbstdarstellung und ein gewisser Kleidungsstil, der über den Sport hinaus Eingang in den Alltag fand. Die Verwendung von Accessoires, wie enganliegenden Leggins, Schweißbändern, auffälligen Stirnbändern und farbenfrohen Bodys, hatte seinen Anteil daran, das Körperbild der 1980er Jahre zu prägen. Aerobic diente als Katalysator bei der Etablierung neuer weiblicher Körpernormen, wobei sich zeigt, dass der aerobic body, ein Hybrid aus dem tradierten Frauenbild und dem gestärkten Frauenkörper, kein gänzlich neues Körperideal, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung gängiger Körpervorstellungen war. Neben der Auseinandersetzung mit Körperidealen, Gesundheitskonzepten und (Selbst-) Optimierungsstrategien stand die Bedeutung von Sport und Fitness für amerikanische Frauen im Mittelpunkt. Gerade das Verständnis von Fitness wurde durch Aerobic geprägt und definiert. Erstmalig in der Geschichte des Sports hatten sie einen uneingeschränkten Zugang zu körperlichen Aktivitäten, die bisher Männern vorbehalten waren. Mehr noch: Mit Aerobic kreierten sie sich einen Sport, der so sehr auf die vermeintlich weiblichen Bedürfnisse und Ansprüche ausgerichtet war, dass ein Großteil der Männer ihnen dieses Terrain nicht streitig machen wollte. Darüber hinaus wurden Frauen als Konsumentinnen ernst genommen, die über eigene finanzielle Ressourcen verfügten und diese selbstbestimmt einsetzen konnten. Aerobic hatte einen aktiven Part in der Herausbildung eines Sportartikelmarktes, der auch 30 Jahre nach dem Fitness-Boom beständig wächst und der – so meine These – durch Aerobic nachhaltig geprägt wurde.

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