Kinderfilme in Europa : von der Fernsehdistribution bis zum Publikum

Die vorliegende medienökonomisch-kommunikationswissenschaftlich orientierte Arbeit widmet sich dem Potenzial des Fernsehens als Distributionskanal für Kinderfilme in unterschiedlichen Ländern Europas. Vor dem Hintergrund verschiedener Forschungsarbeiten in der Tradition der Critical Theories, dem Free-market Paradigma und weiteren medienpolitisch orientierten Studien findet zuerst eine Bewertung zum Stellenwert des Kinderfilmes in den nationalen Fernsehprogrammen der Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden, Polen und Ungarn statt. Hierzu wurden sowohl eine ländervergleichende, teil-standardisierte Fernsehprogrammanalyse als auch qualitative Experteninterviews mit Fernsehprogrammverantwortlichen in Anlehnung an die Gatekeeperforschung durchgeführt. Anschließend widmet sich die Arbeit Kindern als Zielgruppe von Kinderfilmen, um das Potenzial des Fernsehens als Medienzugang aus Sicht des Publikums zu erörtern. Dabei stehen deren Filmvorlieben sowie Mediennutzungsgewohnheiten im Kontext der Spielfilmrezeption im Fokus der Betrachtung. Diese wurden im Rahmen einer standardisierten schriftlichen Befragung mit Kindern aus Deutschland, Großbritannien, Italien und Schweden im Alter von sechs bis zwölf Jahren durchgeführt. Als übergreifendes Forschungsziel wurden Handlungsempfehlungen für die unterschiedlichen Bereiche der Kinderfilmbranche in Europa formuliert. Im Vergleich der empirischen Ergebnisse der drei Teilstudien zeigte sich, dass aus Sicht des jungen Publikums ein Bedarf an Filmen im Fernsehprogramm besteht, dem das Kinderfilmangebot aber nicht in allen untersuchten nationalen Fernsehprogrammen gerecht wird. Einschränkungen zeigten sich vor allem im frei empfangbaren Fernsehprogramm einzelner Länder und auf Kindersendern. Zugleich kann das Potenzial des Fernsehens als Distributionskanal vor allem für US-amerikanische und demgegenüber kaum für nationale und/oder europäische Kinderfilmproduktionen als positiv bewertet werden. Einzige Ausnahme ist das schwedische Fernsehprogramm. Im Rahmen der Arbeit werden verschiedene Gründe für die Prävalenz US-amerikanischer Filme für Kinder, die sich sowohl aus der Literatur als auch aus den Experteninterviews ergeben, diskutiert. Damit einhergehend wurden anhand der Ergebnisse verschiedene Ansatzpunkte herausgearbeitet, durch welche die Präsenz nationaler und europäischer Kinderfilme im europäischen Fernsehprogramm gesteigert werden kann. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hierbei die Sicherung einer qualitativ hochwertigen Kinderfilmproduktion. Eine gezielte und ausdrückliche öffentliche Kinderfilmförderung mit direkter Einbindung der Fernsehsender und deren Verpflichtung zum Erwerb von Ausstrahlungslizenzen, wie es in Schweden der Fall ist, erscheint als ein Kinderfilme in Europa – von der Fernsehdistribution bis zum Publikum Franziska Matthes vielversprechender Ansatz. Zur Qualitätssicherung bieten sich wiederum die bereits vereinzelt existierenden Weiterbildungsprogramme an, die es in anderen Ländern zu etablieren gilt. Ein weiterer zentraler Ansatzpunkt bezieht sich auf die vorab erreichte Popularität eines Filmes, was als maßgebliches Auswahlkriterium der Programmverantwortlichen herausgearbeitet wurde. Damit europäische Produktionen ihre Wettbewerbschancen gegenüber den US-amerikanischen Filmen verbessern können, bedarf es einer Intensivierung der Promotions- und Marketingmaßnahmen sowohl auf Seiten der Verleiher als auch auf Seiten der Förderinstitutionen. Zusätzlich sollte eine stärkere Auseinandersetzung mit Kindern als Zielgruppe von Filmprojekten stattfinden. Kinder sind, ebenso wie Erwachsene, kein homogenes Publikum und sie haben facettenreiche Filmvorlieben. Diese gilt es nicht nur von Seiten der Wissenschaft, sondern auch gezielt durch die Filmschaffenden selbst stärker zu ergründen. Je besser man seine Zielgruppe kennt, desto besser ist man in der Lage einen Film anzubieten, der ihren Ansprüchen gerecht wird. Schließlich erwies sich der transnationale Austausch von Kinderfilmproduktionen aus verschiedenen Gründen als äußerst eingeschränkt. Als Ansatzpunkt wurde hierzu die stärkere Forcierung von Kooperationen zwischen Filmschaffenden, z.B. durch Netzwerkveranstaltungen, und obendrein der Förderinstitutionen herausgestellt. Um die Distributionsstrukturen umfassend zu verbessern, sind gezielte Analyse der europäischen Verleiher- und Förderlandschaft zwingend notwendig. Abschließend wurden

Vorschau

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung:
Alle Rechte vorbehalten