Übersetzung im Schatten des Kanons

Die Übersetzung der dramatischen Werke William Shakespeares durch August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck, Dorothea Tieck und Wolf von Baudissin (1797-1831) erlangte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Klassikerstatus in Deutschland und hat ihn auch heute noch. Zeitgleich und das gesamte 19. Jahrhundert hindurch erschienen noch diverse andere Shakespeare-Übersetzungen, die jedoch spätestens ab Anfang des 20. Jahrhunderts völlig in Vergessenheit gerieten. Die Verbannung aus dem literarischen Kanon wurde und wird von der Übersetzungskritik mit dem Urteil des puren "Übersetzungseklektizismus" in der Folge auf Schlegel-Tieck gerechtfertigt. Das Ziel dieser Arbeit ist es, mittels einer mikrotextuellen und makrotextuellen Analyse, darzulegen, dass das Urteil des Übersetzungseklektizismus und der Vorwurf der mangelnden Innovation in der Shakespeare-Übersetzung des 19. Jahrhunderts nicht gerechtfertigt sind, und aufzuzeigen, welche Mechanismen einerseits zur Kanonisierung des Schlegel-Tieck-Textes führten, und andererseits dazu, dass alle anderen Übersetzungsversuche von der Rezeptionsforschung und der Übersetzungskritik das gesamte 20. Jahrhundert hindurch nicht mehr zur Kenntnis genommen wurden.

The translation of the dramatical works of William Shakespeare by the German translators August Wilhelm Schlegel, Ludwig Tieck, Dorothea Tieck and Wolf von Baudissin (1797-1831) became a German classic during the second half of the 19th century - and still is. On the other hand a great number of German Shakespeare-translations, published at the same time and all through the 19th century went more or less unnoticed, at least from the beginning of the 20th century onwards. According to modern critics they are nothing but slightly altered Schlegel-Tieck-versions, that are characterised by a complete lack of innovation and skill. The scope of this work is to show, by way of a microtextual and macrotextual analysis, that the negative notion of the so-called "Übersetzungseklektizismus" is not justified, and to outline the mechanisms, which led to the canonization of the Schlegel-Tieck-version on the one hand and the banishment of all the other 19th-century German versions of Shakespeare from the literary canon on the other hand.

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