Elektromyographie der extrinsischen und intrinsischen Ohrmuskulatur des Menschen

Die Ohrmuskulatur gehört zu den weniger erforschten Muskelgruppen des menschlichen Körpers. Zum Zeitpunkt der EMG-Messungen lagen keine Daten zur Elektromyographie aller intrinsischen und extrinsischen Ohrmuskeln vor. In dieser Arbeit wurden anatomische Präparationen an zwei Ohren von menschlichen Körperspendern vorgenommen und fotografisch dokumentiert. Es wurde ein Nadel-EMG an allen Ohrmuskeln eines Probanden abgeleitet, sowie Oberflächen-EMGs aller Ohrmuskeln an beiden Ohren von zwölf Probanden und sieben Patienten mit einseitiger, chronischer Fazialisparese. Abschließend wurde ein Mehr-Kanal-Oberflächen EMGs von Ohr-, Kau- und mimischer Muskulatur an einem Probanden durchgeführt. Die Ergebnisse der anatomischen Präparationen deckten sich mit den Abbildungen in anatomischen Atlanten. Es konnten an beiden Ohren folgende Muskeln dargestellt werden: M. auricularis superior, M. auricularis posterior, M. tragicus, M. antitragicus, M. helicis major, M. transversus auriculae. Der M. auricularis anterior und der M. obliquus auriculae konnten jeweils nur an einem Ohr präpariert werden. Der M. helicis minor war an beiden Ohren nicht aufzufinden. Der Vergleich des Nadel-EMGs und des Oberflächen-EMGs desselben Probanden zeigte, dass die Ergebnisse des Nadel-EMGs durch das Oberflächen-EMG reproduzierbar waren. Durch die Oberflächen-EMGs der Probanden ließen sich für alle Ohrmuskeln mimische Bewegungen definieren, bei denen die eine Ko-Aktivierung als EMG-Signal messbar war. Der Vergleich der Ergebnisse der paretischen Seite und der gesunden Seite der Patienten mit chronischer Fazialisparese zeigte, dass an der paretischen Seite bei allen mimischen Bewegungen aller Patienten deutlich häufiger größere Potenzialzunahmen des EMG-Signals gemessen werden konnten. Dies lässt darauf schließen, dass sich synkinetische Aktivitäten auch an der Ohrmuskulatur feststellen lassen.