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Analyse medizinischer, sozialer und regionaler Aspekte von Kindesmisshandlung in Thüringen : retrospektive Untersuchung des Patientenguts der Thüringer Ambulanz für Kinderschutz unter besonderer Berücksichtigung von Misshandlung in Patchworkfamilien

Kindesmisshandlung stellt im klinischen Alltag für Ärzte in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar. Daher ist eine wissenschaftliche Erforschung der Hintergründe und möglicher Präventions- und Interventionsmöglichkeiten notwendig. Mit Hilfe der hier vorliegenden Arbeit sollten mögliche Ursachen bzw. tedenzielle Risikofaktoren für Gewalt in Familien und für Kindesmisshandlung im Allgemeinen für die Patienten dieses Kollektivs untersucht werden. Ein Schwerpunkt wurde auf die Analyse von Patchworkfamilien gelegt. Es wurden die Daten der Thüringer Ambulanz für Kinderschutz aus den Jahren 2014, 2015 und 2016 retrospektiv ausgewertet und dargestellt.

Dabei wurden die folgenden Fragen behandelt:

  • Welche sozialanamnestische und -medizinische Einflüsse können ein Risiko für Kindesmisshandlung für Patienten dieses Kollektivs darstellen?
  • Haben die Patienten dieses Kollektivs, die in einer Patchworkfamilie aufwachsen, ein erhöhtes Risiko für Kindesmisshandlung?

Dass die Beantwortung dieser Fragen besonders problematisch ist, ist dadurch belegt, dass die Anzahl der ungeklärten Fälle, bei denen der Verdacht auf Kindesmisshandlung weder eindeutig ausgeschlossen noch bestätigt werden konnte, sehr hoch ist. Von 273 Fällen mit Kenntnis über den Ausgang blieben 120 (44 %) ungeklärt. Häufig handelte es sich bei diesen ungeklärten Fällen um den Verdacht auf sexuellen Missbrauch. Die Feststellung eines stattgehabten sexuellen Missbrauchs ist auf Grund der Vielfältigkeit der Formen sexueller Gewalt und der häufig verspätet erfolgten Vorstellungen der Kinder erschwert. Gleichwohl ergab die Auswertung, dass bei Patienten dieses Kollektivs, die in Patchworkfamilien aufwuchsen, kein erhöhtes Risiko für Kindesmisshandlung festgestellt werden konnte. Auch bei Patienten, die eine mentale Retardierung hatten, konnte kein erhöhtes Risiko für Kindesmisshandlung gegenüber nicht mental retardierten Patienten ermittelt werden. Es zeigte sich jedoch, dass bei männlichen Patienten 3,6-mal häufiger eine Kindesmisshandlung bestätigt wurde als bei weiblichen Patienten. Weiterhin ergab sich eine
tendenzielle Risikoerhöhung für Kindesmisshandlung bei Patienten, deren Väter regelmäßig Drogen konsumierten.

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