Inanspruchnahme des Gesundheitssystems durch Arzt-Patienten im eigenen Krankheitsfall : eine qualitative Studie an Hausärzten

Diese qualitative Studie befasst sich mit dem Krankheitserleben und -verhalten von Ärzten sowie dem daraus resultierenden Inanspruchnahmeverhalten von Arzt-Patienten. Arzt-Patienten sind eine besondere Patientengruppe, und ihre Inanspruchnahme des Gesundheitswesens im eigenen Krankheitsfall wird durch spezifische Faktoren beeinflusst. Die im Rahmen dieser Studie gefundenen Faktoren, die die Inanspruchnahme des deutschen Gesundheitssystems von Arzt-Patienten beeinflussen, werden beschrieben und ihre Zusammenhänge anhand eines Code-Theory-Models visualisiert. Dabei enthalten sie jeweils sowohl der Inanspruchnahme förderliche als auch hinderliche Aspekte. Es handelt sich um die 16 Faktoren: Krankheit, Gesundheit, Gesundheitsverhalten, Vorwissen/Vermutungen Ärztegesundheit, Gesundheitssystem, Inanspruchnahme, Arzt-Patient, Arzt-Behandler, Arzt-Patienten-Beziehung, Umfeld, Prägung, Medizinisches (Fach-)Wissen, Einstellungen und Werte, Naturheilkunde und andere alternative Heilweisen, Folgen/Konsequenzen und Sonstiges. Zudem erfolgt eine detaillierte, systematische Beschreibung des Zugangs von Arzt-Patienten zum deutschen Gesundheitssystem. Betrachtet wird dabei der Zeitpunkt der Kontaktaufnahme im Krankheitsverlauf, wer entscheidet, an wen sich der Arzt-Patient wendet und die Art der Kontaktaufnahme. Der konkrete Zugang von Arzt-Patienten ist sehr individuell und von den gefundenen Einflussfaktoren abhängig. Wichtig sind u. a. der persönliche Leidensdruck, der Autonomieanspruch, die freie Arztwahl und das Vorhandensein eines kollegialen Netzwerkes. Zusammenfassend werden vier Typen von Arzt-Patienten bezüglich ihres Inanspruchnahmeverhaltens beschrieben (ängstlich-abhängiger, ängstlich-autonomer, vertrauensvoll-abhängiger und vertrauensvoll-autonomer Typ). Der Grad des Vertrauens und der Grad der Selbstbestimmtheit stellen sich als grundlegend für das Inanspruchnahmeverhalten von Arzt-Patienten dar.