Das Tier als Mitgeschöpf (Fritz Blanke) in der christlichen Verkündigung im 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts : ein Beitrag zur praktischen Schriftauslegung Anhand der Untersuchung verschiedener Predigmeditationen

In der vorliegenden Arbeit wurden 39 alt- und 8 neutestamentliche Textstellen unter dem Aspekt der „Mitgeschöpflichkeit“ und deren Verkündigung in der Gegenwart, im 20.Jahrhundert, näher in den Blick genommen. Hinzu kamen weitere 8 alt- sowie 1 neutestamentlicher Text, die in Ergänzung zu den Haupttexten herangezogen wurden. Die Textauswahl orientierte sich primär an Texten, die auch in der tierethischen Diskussion von Relevanz sind. Die einzelnen Texte wurden vom Urtext, vor allem von ihrer Auslegungstradition sowie der meditativen Besinnung her, soweit die Texte Bestandteil der Predigtreihen waren, näher betrachtet. Auffällig war zunächst, dass nur die wenigsten der bearbeiteten Texte Teil der Predigtreihen I bis VI sind. Bei der näheren Beschäftigung mit den biblischen Texten und der Literatur zur Auslegungstradition wurde mir dann sehr deutlich, dass der Gedanke der „Mitgeschöpflichkeit“ weithin unerwähnt bleibt. Das thematische Defizit setzt sich dann in den herangezogenen diversen Meditationen und Predigthilfen fort, so dass davon auszugehen ist, dass der Gedanke der „Mitgeschöpflichkeit“ kaum Eingang in die sonntägliche Predigt bzw. Verkündigung findet. Meine Annahme, dass Texte zur „Mitgeschöpflichkeit“ aus der Verkündigung der Gemeinde nicht bekannt sind, auch nicht im Kontext des Schöpfungsgeschehens, bestätigte sich in Gesprächen mit Gemeindegliedern vor und nach Gottesdiensten, in Gesprächskreisen und bei thematischen Veranstaltungen.Obwohl nach dem alttestamentlichen Kontext das Tier, wie der Mensch, ein belebtes, ein beseeltes Wesen ist (hyc Dpn), von Gott geschaffen (arb) und unter seinem Segen stehend (Krb), wurden diese Gesichtspunkte bisher kaum von einer breiten Öffentlichkeit bzw. von den Gemeindegliedern wahrgenommen. Um den Gedanken der „Mitgeschöpflichkeit“ transparenter, zugänglicher für die Verkündigung zu machen, habe ich die einzelnen alt- und neutestamentlichen Texte, auf der Basis der Auslegungstradition, mit einer eigenen Meditation versehen und diesen Aspekt besonders herausgearbeitet. Es bleibt nun zu hoffen, dass die vorliegende Arbeit das Interesse sowohl von Theologen als auch von Nicht-Theologen weckt und sie anregt nach den Gedanken der „Mitgeschöpflichkeit“ in den biblischen Texten Ausschau zu halten und dies in der Verkündigung der Gegenwart umzusetzen. Biblisch-theologische Aussagen von Theologen wie dem Heiligen Franziskus von Assisi, von A. Schweitzer und von K. Barth, können uns bei unserer Suche nach dem Gedanken der „Mitgeschöpflichkeit“ im biblischen Kontext helfen, auch bei uns die Einsicht wachsen zu lassen, „dass das christliche Ethos sich nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf die Tierwelt erstrecken müsse.“

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