Veränderungen des autonomen Nervensystems bei Patientinnen mit Anorexia nervosa

Die Anorexia nervosa gilt als die psychiatrische Erkrankung mit der höchsten Mortalität. Da dies mitunter an kardialen Komplikationen liegt, soll diese Arbeit die Ursachen hierfür genauer untersuchen und damit Angriffspunkte für neue Therapieansätze liefern. Aus einigen vorausgehenden Studien ist bekannt, dass bei magersüchtigen Patientinnen Veränderungen im autonomen Nervensystem vorliegen, wobei meist eine Überaktivität des Vagotonus bei Reduktion des Sympathotonus konstatiert wurde. In dieser sowie in einigen weiteren Arbeiten wurde bereits festgestellt, dass Patientinnen mit Anorexia nervosa eine erniedrigte Hauttemperatur aufweisen. Eine Zentralisation durch eine Erhöhung des Sympathotonus wäre ein möglicher Erklärungsansatz. Durch Messung weiterer vegetativer Parameter ist das Ziel der Arbeit zu erfassen, ob die verringerte Hauttemperatur tatsächlich durch einen gesteigerten Sympathotonus verursacht wird. Wir konnten in unserer Studie vorherige Untersuchungen bestätigen, welche eine Erhöhung des Vagotonus konstatierten. Hinweise hierfür waren beispielsweise eine signifikante Verminderung der Herzfrequenz sowie eine Steigerung der Herzfrequenzvariabilität. Durch die Erniedrigung des tonischen Hautleitniveaus konnten Rückschlüsse auf eine Reduktion des Sympathotonus gezogen werden. Hierdurch lässt sich schlussfolgern, dass die erniedrigte periphere Temperatur bei den Anorexie-Patientinnen nicht durch einen erhöhten Sympathotonus, sondern durch andere Mechanismen bedingt sein muss. Unsere Auswertungen führten also zu dem Ergebnis, dass bei der Anorexia nervosa eine Veränderung des sympathovagalen Gleichgewichts im Sinne einer Dominanz des Parasympathikus bei Reduktion der peripheren sympathischen Antwort vorliegt. Da diese autonome Imbalance lebensbedrohlich sein kann, sollten bei der Behandlung der Anorexia nervosa die Überwachung vegetativer und dabei besonders kardialer Parameter durchgeführt werden und gegebenenfalls eine therapeutische Intervention erfolgen.

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