Erkennung und Verarbeitung emotionaler Gesichtsausdrücke bei Patienten mit akuter peripherer Fazialisparese und gesunden Kontrollprobanden : Betrachtung von Verhaltensdaten und ereigniskorrelierten Potenzialen

In dieser Studie sollten mögliche Defizite von Patienten mit akuter peripherer Fazialisparese in der Erkennung und Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken untersucht werden. An dieser Studie nahmen 20 Patienten mit seit ≤ 7 Tagen bestehender akuter peripherer Fazialisparese und 20 gesunde Probanden teil, welche nach Alter und Geschlecht passend ausgesucht wurden. Es wurden zwei unterschiedliche Untersuchungsmethoden gewählt. In einem Fragebogen wurden insgesamt 120 Bilder von den 6 Basisemotionen Freude, Ekel, Angst, Traurigkeit, Überraschung und Wut gezeigt. Die Bilder stammten aus dem Facial Expressions of Emotion: Stimuli and Tests (FEEST). In dieser Studie wurden Bilder in zwei unterschiedlichen Intensitäten verwendet (50 % und 100 %). Die Patienten und Probanden wurden aufgefordert, die gezeigte Emotion den 6 Basisemotionen korrekt zuzuordnen. Anschließend sollten sie zu jedem emotionalen Gesichtsausdruck ihr eigenes Emotionserleben mittels Self-Assessment Manikins (SAMs) in den Dimensionen Valenz und Arousal erfassen. Mittels Elektroenzephalografie wurden ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs) erfasst, welche nach dem Zeigen von insgesamt 80 Bildern von 4 der Basisemotionen (Freude, Überraschung, Wut, Traurigkeit) auftraten. Es wurden 4 verschiedene EKP-Komponenten (P1, N170, EPN, LPC) betrachtet. In Zusammenschau der Ergebnisse ließen sich weder in den Verhaltensdaten noch in den EKP-Komponenten signifikante Gruppenunterschiede finden. Es konnte nicht nachwiesen werden, dass Patienten mit akuter peripherer Fazialisparese ein Defizit in der Erkennung und Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken haben. Es lässt sich anhand der hier vorliegenden Studie mit nur kleiner Fallzahl an Patienten mit akuter peripherer Fazialisparese keine umfassende Empfehlung für die klinische Praxis geben.