Dissertation CC BY 3.0
Veröffentlicht

Patientenwissen der eingenommenen Arzneimittel zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme und Entlassung

Die ordnungsgemäße Einnahme einer ärztlich verordneten Arzneimitteltherapie mit Vermeidung unerwünschter Arzneimittelwirkungen setzt ein Patientenwissen voraus, welches durch Aufklärung im medizinischen Setting und zusätzlichen Möglichkeit pharmakologischer Unterstützung erworben wird. Es ist Grundlage für die Effektivität und Arzneimitteltherapiesicherheit und konsekutiv für die Kosten der Krankenversicherungen ein zentraler Faktor. Die Problematik von Medikationsfehlern ist Gegenstand zweier aktueller Forschungsprojekte des BfArM und der AkdÄ, bei dem deren reales Ausmaß in der klinischen Praxis ermittelt und andererseits Möglichkeiten der Implementierung von Meldungen zu Medikationsfehlern im nationalen Spontanerfassungssystem für UAW evaluiert werden (Kaumanns et al. 2015). Vor diesem Hintergrund wird das Patientenwissen als Selbsteinschätzung erfasst, untergliedert in die Teilfragen einer erfolgten Aufklärung, der Ausgabe eines Medikationsplanes, dem Wissen über den Einnahmegrund und weiteren Modalitäten wie Medikamenteneinnahmezeit, Folgen von Abweichungen der Einnahmezeit, was zur Einnahme gegessen oder getrunken werden darf und wie man sich verhalten muss, wenn man von diesem Procedere abweicht. Da die Depression in der Allgemeinbevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren mit 12 % einen hohen prozentualen Anteil einnimmt (Wittchen et al. 2010), soll untersucht werden, ob sich das Patientenwissen bei verschiedenen Depressivitätsgraden unterscheidet. Ebenso betrifft der chronische Schmerz als öffentliches Gesundheitsproblem 20-30 % der Bevölkerung westlicher Länder (Dansie und Turk 2013) und wird deshalb mit einbezogen. Seit dem 01.10.2016 haben Personen, die drei oder mehr Arzneimittel in Dauertherapie anwenden, einen Anspruch auf einen gedruckten Medikationsplan. Zur papierlosen Übermittlung von Informationen mit dem Ziel der Verbesserung der sektorenübergreifenden Kommunikation wird seit dem 01.04.2017 der Medikations-plan auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gespeichert (Quelle: Bundes-ministerium für Gesundheit). In der Hauptfragestellung soll untersucht werden, ob sich das Patientenwissen über Arzneimittel und deren Einnahmegewohnheiten in Abhängigkeit vom Vorhandensein eines Medikationsplanes zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme und Entlassung ändert. Es wurde eine unizentrische Studie mittels selbst entworfener und standardisierter Fragebögen an 305 Patienten am BG Klinikum Bergmannstrost Halle/Saale über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren durchgeführt. In allen Teilbereichen der Fragestellung zeigt sich das Patientenwissen zum Zeit-punkt der Aufnahme größer als zur Entlassung. Das Vorhandensein eines Medikationsplanes wirkt sich jeweils positiv auf die Kenntnisse aus und erleichtert das Einnahmeverhalten, wenn auch bei Aufnahme prozentual deutlicher. Bei der Untersuchung der Einflussfaktoren konnte für die Medikamentenanzahl nachgewiesen werden, dass mit steigender Anzahl die Aufklärungsrate und das Patientenwissen abnimmt. Bei der Depression verschiedener Schweregrade unter-scheidet sich das Wissen nicht von der Gesamterhebung. Für die Chronische Schmerzerkrankung konnte keine ausreichend große Diagnosegruppe rekrutiert werden. Die Arzt-Patienten-Beziehung nimmt auch bei den heute erweiterten Informations-möglichkeiten weiterhin eine wichtige Rolle ein. Für die Umsetzung des seit Oktober 2017 eingeführten Entlassmanagements für Krankenhäuser sind noch Anstren-gungen nötig, der Aufklärungspflicht zur Medikation umfassend nachzukommen. Die Arzneimitteltherapiesicherheit einschließlich ihrer kostenintensiven Auswirkungen bei unzureichender Beachtung und zunehmender Polypharmakologie bedarf weiterhin großer und gemeinschaftlich getragener Aufmerksamkeit und Beachtung.

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung: