Die Darstellung Karl Martells in Geschichtsschulbüchern : ein synchroner und diachroner Vergleich internationaler Geschichtsschulbücher

Das Schulbuch ist schon seit mehreren Jahrhunderten nicht nur Begleiter im Schulalltag, sondern gibt auch darüber Aufschluss, was zu bestimmten Zeiten in bestimmten Gebieten als lehrens- und lernenswert gesehen wurde. Deshalb lassen besonders Geschichtsschulbücher Rückschlüsse bezüglich der Mentalität einer bestimmten Zeitepoche zu. Dies soll hier am Beispiel Karl Martells nach Klärung des jeweils vorherrschenden Forschungsstandes gezeigt werden, dessen Ansehen sich nach seinem Sieg gegen die Araber 732 zwischen Tours und Poitiers im Laufe der Geschichte wandelte. Zunächst und konzentriert werden Exemplare aus Deutschland in seinen verschiedenen historisch-geographischen Ausformungen betrachtet, wobei die untersuchten Zeitabschnitte sich von der Zeit des deutschen Kaiserreichs über die Zwischenkriegszeit, die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, der Zeit des Kalten Krieges und seinem Ende bis heute erstrecken. Zum Vergleich werden auf Grund historischer Berührungspunkte französische und spanische Geschichtsschulbücher herangezogen. Die Auswahl wird durch britische Exemplare ergänzt, das wegen seiner Außenansicht auf europäische Geschichte interessant ist. Die hier angestrebte Schulbuchforschung ist deswegen nicht nur historisch orientiert und ideologiekritisch, sondern auch als internationale anzusehen. Außerdem erfolgt neben dem inhaltlichen Vergleich eine didaktische Analyse bezüglich Layout und Darstellungsweise. So kann außerdem ein Einblick in diesbezügliche Vorstellungen der unterschiedlichen Zeitabschnitte gewonnen werden, wozu auch das Vorwort eines Schulbuches hilfreiche Hinweise liefert. Abschließend lässt sich nach sorgfältiger produktorientiert-analytischer Untersuchung der ausgewählten Exemplare feststellen, dass man weder im Längs- noch im Querschnitt von einer international einheitlichen Darstellung Karl Martells in Geschichtsschulbüchern sprechen kann. Der Hausmeier ist zwar insgesamt betrachtet in deutschen Exemplaren von größtem Interesse, tendenziell verliert der Karolinger allerdings im Laufe der Geschichte auch dort an Ansehen beziehungsweise Bedeutung. Er wird vom Retter des Frankenlandes oder gar des Abendlandes zu Beginn des Untersuchungszeitraumes zum Vorbild für das deutsche Vaterland im Nationalsozialismus, bis er schließlich vom Ende des Zweiten Weltkrieges während der Zeit des Kalten Krieges und danach bis heute immer mehr an Bedeutung verliert und scheinbar zur Randnotiz wird oder ganz aus den Geschichtsschulbüchern verschwindet.

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