Neurobiochemische Alterationen während der ersten Jahre nach psychotischer Erstmanifestation : eine Längsschnittuntersuchung mittels kombinierter 1H- und 31P-Magnetresonanzspektroskopie

Aktuell wird angenommen, dass glutamaterge Dysfunktion sowie ein dysregulierter Energie- und Membranphospholipid-Stoffwechsel eine Schlüsselrolle in der Pathogenese psychotischer Störungen spielen. Mithilfe Magnetresonanzspektroskopie (MRS) untersuchte die vorliegende Arbeit neurobiochemische Alterationen bei Psychosepatienten zum Zeitpunkt (T0) und zwei Jahre (T1) nach psychotischer Erstmanifestation unter naturalistischen Therapiebedingungen. Mittels Kombination von 1H- and 31P- MRS wurden Daten von 29 Neuroleptika-naiven Patienten mit psychotischer Erstmanifestation (FEP) und 27 nach Alter und Geschlecht parallelisierten, Kontrollprobanden erhoben. Untersucht wurden: Glutamat (Glu) und N-Acetylaspartat (NAA) als Marker neuronaler Funktion, Myo-Inositol (mI) als Marker astrozytärer Funktion, Phosphokreatin (PCr) und Adenosintriphosphat als Repräsentanten des Energiemetabolismus sowie Phosphomono- und Phosphodiester (PME, PDE) als Marker des Auf- und Abbaus neuronaler Membranen. Die Psychopathologie wurde mittels SCL-90-R und BPRS-E miterfasst. Die statistische Analyse gruppenabhängiger Metabolitwertänderungen im Zeitverlauf erfolgte mittels linear gemischten Modells. Zu T0 zeigten FEP vermindertes NAA, Glu und PME im linken DLPFC und Thalamus, hier begleitet von vermindertem mI. Im rechten Hippocampus fanden sich erhöhte PCr- und verringerte PDE-Spiegel. Die Verlaufsanalyse ergab einen Anstieg von Glu im DLPFC beidseits und im rechten Thalamus sowie von mI im linken DLPFC. PCr zeigte im rechten Hippocampus einen Werteabfall. Das Metabolitmuster zu T0 weist insbesondere auf eine Unterfunktion glutamaterger Neuronen und eine Störung im Membranphospholipid-Metabolismus in fronto-thalamisch-hippocampalen Netzwerken bei psychotischer Erstmanifestation hin. Die Metabolitalterationen zu T1 können als Besserung neuronaler Funktion in diesen Netzwerken gedeutet werden und liegen vermutlich der beobachteten Besserung von Negativsymptomatik und kognitiven Störungen zugrunde.

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