Zytogenetische Charakterisierung und in-silico-Translation zweier muriner Darmtumorzelllinien

Das kolorektale Karzinom (KRK) ist weltweit die dritthäufigste Krebserkrankung und die vierthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Erwachsenen. In der zielgerichteten Therapie wie auch der Prognoseeinschätzung gewinnen neuere molekulargenetische Daten eine zunehmend größere Bedeutung. Murine Tumorzelllinien sind als Modellsystem für das KRK etabliert, aber ihre zytogenetischen Eigenschaften waren bislang noch unzureichend erfasst. Die vorliegende Arbeit hatte daher das Ziel, zwei der am häufigsten verwendeten murinen Darmtumorzelllinien, CMT-93 und CT26.WT, erstmals durch molekular-zytogenetische Methoden (Multicolor-FISH (mFISH), murines Multicolor Banding (mcb) und array-based Comparative Genomic Hybridization (array-CGH)) zu charakterisieren. Die ermittelten chromosomalen Imbalancen und Bruchpunkte sollten durch in-silico-Translation in das Humangenom mit denen des KRK verglichen werden, um die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen zu überprüfen und eine Zuordnung des Tumorstadiums vorzunehmen. CMT-93 und CT26.WT zeigten einen hyperdiploiden bzw. hypertriploiden Chromosomensatz. Während für CMT-93 klonale Aberrationen ausschließlich der Chromosomen 2, 5, 8 und X beobachtet wurden, zeigte sich für CT26.WT eine größere Variabilität hinsichtlich der beteiligten Chromosomen und Kopiezahlen. Beide Zelllinien neigten zur Bildung von isodizentrischen Chromosomen und Neozentromeren und es konnten 17 bzw. 28 tumorassoziierte Bruchpunkte für CMT-93 und CT26.WT ermittelt werden. Bei den gefundenen Imbalancen handelte es sich fast ausschließlich um Zugewinne. Nur bei den Gonosomen zeigte sich ein Verlust des Y-Chromosoms in CMT-93 sowie eine klonale Deletion des X-Chromosoms bei CT26.WT. Weiterhin lag in CMT-93 in etwa 1 Prozent der Metaphasen Chromothripsis vor. Ein Literaturvergleich ergab hinsichtlich der ermittelten Imbalancen eine hohe Übereinstimmung beider Zelllinien mit den häufigsten Amplifikationen des metastasierten KRK. CMT-93 und CT26.WT erscheinen somit geeignet als Modellsystem für fortgeschrittene Tumorstadien. Zukünftige Arbeiten sollten sich mit der Analyse kleinerer Imbalancen sowie mit der genaueren Untersuchung nichtklonaler Aberrationen befassen. Auch sollten weitere murine Tumorzelllinien molekular-zytogenetisch untersucht und auf ihre Eignung als Modellsysteme für menschliche Tumoren überprüft werden.

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