Thrombektomie bei akutem Schlaganfall mit Retriever und großem intracraniellem Aspirationskatheter

Weltweit erleiden jährlich ca.15 Millionen Menschen einen Schlaganfall. In Deutschland ist dies mit 150.000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweihäufigste Todesursache (Familienmedizin , Eschenfelder, Zeller et al. 2006). 80% aller Schlaganfälle beruhen auf Ischämien (Mozaffarian, Benjamin et al. 2015). Mehr als 25% davon sind embolischen Ursprungs (Adams, Bendixen et al. 1993, Eschenfelder, Zeller et al. 2006). Neben der intravenösen Thrombolyse hat sich als neue Therapieoption die endovaskuläre Thrombektomie etabliert. Während die Retrievern der alten Generation keine Überlegenheit gegenüber der intravenösen Thrombolyse zeigten, kommt es zu einem signifikanten Sprung in Therapiesicherheit und -effektivität bei Retrievern der neuen Generation, den Stent-Retrievern. Eine Patientenselektion anhand des Perfusions-Mismatch-Prinzipes scheint sicher zu sein. In der vorliegenden Dissertation wurden die epidemiologischen Daten von Patienten, die Thrombuseigenschaften und die Interventionsergebnisse zusammengefasst. Es wurden Komplikationen und deren möglicher Zusammenhang mit den Interventionsergebnissen dargestellt, sowie das klinische Ergebnis nach 3 Monaten. Subgruppen wurden nach Zeit und Thrombuslokalisation eingeteilt und die Ergebnisse dieser Subgruppen wurden dargestellt. Alle Ergebnisse wurden auf Prädiktoren geprüft und mit anderen Studien verglichen. In einer monozentrischen klinischen Studie mit retrospektiver Analyse von prospektiv gesammelten Daten wurden 130 Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall zwischen März 2010 und März 2015 endovaskulär behandelt. Anhand der präinterventionell durchgeführten Bildgebungen wurde die Indikation zur endovaskulären Thrombektomie gestellt. Für die Intervention wurden Retriever und große intrakranielle Aspirationskatheter eingesetzt. Der NIHSS-Score wurde sowohl prä- als auch postinterventionell erhoben. Komplikationen während und nach der Intervention wurden erfasst. Die Alltagsfunktion wurde anhand des mRS in 3 Monaten nach dem Schlaganfall erhoben. Je nach Variablentyp wurden Mann-Whitney-U-Test, t-Test oder Wilcoxon-Test durchgeführt, um signifikante Prädiktoren zu finden. Das Signifikanzniveau wurde auf unter 5% für alle Statistiken festgelegt. Bei 105 von 130 Patienten (80,8%) gelang eine erfolgreiche Rekanalisation. Die Einsatzrate von Stent-Retrievern betrug 93,6%. Die mittlere Zeit von Symptombeginn bis zur Leistenpunktion betrug 272 Minuten und die mittlere Interventionsdauer betrug 155 Minuten. Insgesamt wiesen 12 Patienten (9,2%) post interventionem eine SICH auf, jedoch ist die SICH-Rate in den letzten zwei Jahren auf 4,3% gesunken. Pneumonien waren mit 26,9% die häufigste Komplikation. Nach 3 Monaten wurde eine funktionelle Unabhängigkeit (mRS ≤2) bei 48,6% der Patienten erreicht, 21,4% der Patienten verstarben innerhalb von 3 Monaten. Prädiktoren für eine funktionelle Unabhängigkeit waren jüngeres Alter, niedriger Ausgangs-NIHSS, kürzere Interventionsdauer und keine Pneumonie. Bei Patienten außerhalb des 6-Stunden-Zeitfensters und mit unklarem Zeitfenster traten ähnliche angiografische und klinische Ergebnisse auf. Die endovaskuläre Thrombektomie ist eine sichere und effektive Therapieoption für Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall. Unsere Einsatzrate von Stent-Retrievern entspricht der Leitlinienempfehlung. Die Rekanalisationsrate, die 3-Monate-Mortalität und die Rate der funktionellen Unabhängigkeit nach 3 Monaten waren gut und vergleichbar mit anderen Studien (Berkhemer, Fransen et al. 2015, Campbell, Mitchell et al. 2015, Saver, Goyal et al. 2015). Die SICH-Rate war mit 9,2% relativ hoch, aber verbesserte sich in den letzten zwei Jahren auf 4,3% und ist mit anderen Studien vergleichbar (Jovin, Chamorro et al. 2015). Die sinkende SICH-Rate ist wahrscheinlich auf den Einsatz von neuen Aspirationskathetern zurückzuführen. Unsere Interventionsdauer lag deutlich über der Dauer aus anderen Studien, was sich negativ auf die langzeitklinischen Ergebnisse auswirkt (Spiotta, Vargas et al. 2014). Die Pneumonie kam aufgrund der Vollnarkose relativ oft vor. Jedoch gab es keine einheitliche Empfehlung hinsichtlich des Anästhesietyps für endovaskuläre Thrombektomie bei akutem ischämischem Schlaganfall (Talke, Sharma et al. 2014). Die Indikationsstellung erfolgte anhand des Perfusion-Diffusions-Mismatches. Hierbei zeigten sich bei Patienten außerhalb des 6-Stunden-Zeitfensters und Patienten mit unklarem Zeitfenster mit denen innerhalb des Zeitfensters vergleichbare und gute Ergebnisse. Dies weist darauf hin, dass eine Patientenselektion anhand des Perfusion-Mismatch-Prinzipes sicher und effektiv erscheint.(Natarajan, Snyder et al. 2009, Abou-Chebl 2010, Turk, Magarick et al. 2013)

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