Die Schullaufbahnentscheidung in der Grundschule aus der Perspektive von Kindern

In der vorliegenden Arbeit wurde im Freistaat Thüringen Schüler in Gruppendiskussionen befragt, wie sie die Entscheidungsfindung zur zukünftigen Schule erlebten und wahrnahmen. In wie weit die Überlegungen der Kinder, ihre Vorstellungen und Ideen bei der Entscheidungsfindung von den Eltern einbezogen wurden und welche Einflussfaktoren deutungsorientierend sowie handlungsleitend wirkten. In der Untersuchung, die mit der dokumentarischen Methode ausgewertet wurde, konnte festgestellt werden, dass Kinder im Prozess der Entscheidungsfindung und der Annahme der Entscheidung unterschiedlich reagieren. Unabhängig von zukünftigen Gymnasiasten oder Regelschülern sind die Übereinstimmung zwischen der Vorstellung der Kinder und ihren Eltern sowie die Stabilität der Elternmeinung zwei entscheidende Komponenten, die dazu beitragen, dass den Kindern die Annahme der Entscheidung und somit der zukünftigen weiterführenden Schule gelingt. In Bezug auf die Peergroup konnte herausgefunden werden, dass sich die Kinder nicht von ihren Klassenkameraden und Freuden trennen und eine Kontinuität im Klassenverband beibehalten wollen. Abweichungen davon zeigen bildungsambitionierte Kinder, bei denen die Bildungs- und Schulkarriere eine hohe Priorität aufweist bzw. zum Teil mit konkreten zukünftigen Zielen belegt ist. Bei diesen Kindern, mehrheitlich Jungen, hat der Zusammenhalt von Freundschaften aus der Grundschule eine geringere Bedeutung als ihre Bildungsinteressen. Unabhängig vom Geschlecht und den Bildungsambitionen sind die Kinder zuversichtlich zukünftig neue Freundschaften schließen zu können. Unterschiede zeigen sich in der sozialräumlichen Einordnung und der tatsächlichen Schulwahl. Die Schullaufbahnentscheidung stellt einen Prozess dar, in dem sowohl die Kinder beteiligt sein wollen, als auch die Eltern ihr Kinder, differenziert, je nach Familienkultur, einbeziehen.