Forschungsdatenmanagement an der Universität Jena: Interviews zum Stand und Bedarf bei Verbundprojekten

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) ist die größte Hochschule in Thüringen. Sie ist bestrebt, ihre Angehörigen mit geeigneten Angeboten zum Forschungsdatenmanagement (FDM) entlang des gesamten Datenlebenszyklus zu unterstützen und damit eine Vorbildfunktion im Bundesland zu übernehmen. In den letzten Jahren hat die FSU begonnen, dafür die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen. Ziel ist nun die Erhöhung von Effektivität und Effizienz des FDM. Dafür wurden in einem ersten Schritt 10 Verbundprojekte in teilstrukturierten Interviews zu Ihrem Stand im FDM befragt. Dabei wurde darauf geachtet, dass ein breites Spektrum an Disziplinen, Laufzeitabschnitten und FDM-Vorerfahrung abgedeckt wurde. Es sollte eruiert werden, welche Strukturen im FDM bereits vorhanden sind und an welcher Stelle die FSU Unterstützung leisten kann, welche Dienste lokal und fachspezifisch sein sollten und wo eine Zentralisierung und Generalisierung sinnvoll ist. Es wurden sowohl die technische Infrastruktur als auch Angebote für Beratung und Schulungen betrachtet. Die Datenquellen in den befragten Projekten sind vielfältig. Das geschätzte Datenaufkommen zeigt ein breites Spektrum (Megabyte- bis Petabyte-Bereich) ebenso wie die verwendeten Datenformate (allgemeine Standards bis herstellerspezifisch oder eigene). Im Allgemeinen ist FDM als Thema präsent und in den meisten Projekten gibt es eine Data Policy oder ein Äquivalent. Auch in der Graduiertenausbildung ist das Thema angekommen. Die Bedeutung von Qualitätssicherung und guten Metadaten ist erkannt. Insbesondere die „10-Jahres Regel“ zur Datenarchivierung aus den DFG Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (1998, 2013) wurden regelmäßig genannt. Die 2015 von der DFG und 2017 von der Universität Jena herausgegebenen Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten und Maßnahmen für die darin geforderte Nachnutzbarkeit von Forschungsdaten sind dagegen noch nicht ausreichend verankert. Hier besteht ein gewisser Aufklärungsbedarf, um diese Leitlinien in der Praxis hinreichend zu etablieren. Verbundprojekte, insbesondere mit Beteiligung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, decken den Bedarf an IT-Infrastruktur mehrheitlich aus den gut ausgestatteten Ressourcen der einzelnen Partner. Nur wenige Verbundprojekte implementieren zentrale projektspezifische Dateninfrastrukturen für die Projektlaufzeit. Von besonders großem Interesse ist das Thema Langzeitspeicherung. Auf diesem Gebiet konnten offensichtlich vielfältige Fragen der (praktischen) Umsetzbarkeit noch nicht abschließend geklärt werden. Zu beobachten war allerdings, dass durch die sogenannten INF-Projekte tendenziell die Arbeitsabläufe, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen eines verantwortungsvollen Umgangs mit Forschungsdaten strukturierter gebündelt werden konnten. Weiterhin besteht ein erhöhter Bedarf an praxisorientierten, „guten“ Best Practice Beispielen sowie in individueller, technischer und rechtlicher Beratung zum FDM. Gefordert wurde hierbei, dass der Aufwand durch ein umfängliches FDM stets in einem vertretbaren Verhältnis zu dessen Mehrwert liegen sollte. Hier spielte insbesondere die Verstetigung der Angebote für ein verantwortungsvolles FDM durch spezialisiertes und langfristig verfügbares Personal eine wesentliche Rolle.

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