Obstruktives Schlafapnoesyndrom als Risikofaktor für postoperative infektiöse Komplikationen nach elektiver koronarer Bypass-Operation : eine prospektive kontrollierte Beobachtungsstudie

Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSA), als Folge einer teilweisen oder kompletten Verlegung der oberen Atemwege im Schlaf, ist hochprävalent (30%) in der älteren Bevölkerung. Während ein Zusammenhang zwischen OSA-assoziierten Konsequenzen wie repetitiven Sauerstoffdesaturationen, oxidativem Stress, sympathisch-autonomer Aktivierung, endothelialer Dysfunktion, proinflammatorischem Status und damit einer erhöhten Vulnerabilität für vaskuläre, renale und endokrine Erkrankungen wissenschaftlich belegt ist, ist der Einfluss von OSA auf die postoperative Genesung nach großen chirurgischen Eingriffen nur im Ansatz untersucht. Daher stellt sich die Frage, ob eine OSA aufgrund der oben gennannten Veränderungen wichtiger physiologischer Systeme ebenso einen Einfluss auf das postoperative Outcome hat. Hierzu untersuchten wir speziell die infektiösen Komplikationen nach elektiven koronaren Bypassoperationen. Dabei sollte geklärt werden, ob eine OSA schweregradabhängig und unabhängig von anderen Risikofaktoren das postoperative Outcome beeinflusst. Deshalb führten wir eine bizentrische, kontrollierte Studie mit dem Namen Obstructive Sleep Apnea postoperative Risk Stratification Trial (OSARST) durch. Diese untersuchte erstmals prospektiv den Einfluss von OSA auf das postoperative Outcome von 219 Patienten mit koronarer Herzerkrankung und elektiver koronarer Bypassoperation untersucht. Der primäre Endpunkt der Studie war ein binärer Kompositendpunkt schwerwiegender postoperativer kardialer, respiratorischer, neurologischer, chirurgischer, renaler und infektiöser Komplikationen (Major-Eregnisse). Die sekundären Kompositendpunkte fokussierten sich auf inflammatorisch-infektiöse Komplikationen. Weiterhin wurden als sekundäre Kompositendpunkte kardiale, respiratorische, neurologische, chirurgische und renale Minorereignisse und logistische Patientendaten erfasst. Die Diagnose eines OSA erfolgte mittels nächtlicher Polygraphie ein bis zwei Tage vor der Operation. Anschließend wurden die Patienten über 7 Tage engmaschig auf postoperative Komplikationen überwacht. Zur Erfassung der 30-Tage-Mortalität erfolgte ein telefonischer Follow-Up einen Monat nach der OP. Die statistische Analyse erfolgte mittels uni- und multivarianter logistischer Regressionsmodelle. In unserem Studienkollektiv zeigte sich eine OSA-Prävalenz (AHI10/h) von 68,9%. Eine moderate und schwere OSA (AHI20/h) trat mit einer Prävalenz von 42,9% auf. Weiterhin wurde für Patienten mit moderater und schwerer OSA eine erhöhte Mortalität und Morbidität nachgewiesen. So waren bei einem AHI20/h die Krankenhaus- (OR=8,45; 95%-CI=1,00-71,5) und die 30-Tage-Mortalität (OR=10,1; 95%-CI=1,22-83,5) erhöht. Häufige schwerwiegende OSA-assoziierte postoperative Komplikationen waren die Sepsis (OR=3,29; 95%-CI=1,32-8,18) und der septische Schock (OR=3,02; 95%-CI=1,08-8,43). Damit zeigte sich in der OSARST-Studie eine hohe Prävalenz von OSA bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung vor elektiven koronaren Bypassoperationen. Eine moderate bis schwere OSA verschlechterte maßgeblich das postoperative Outcome im Sinne von septisch-infektiösen Komplikationen. Der Einfluss auf das Outcome ist damit mit anderen Risikofaktoren vergleichbar. So zeigten zum Beispiel Thourani et al. 1999 einen ähnlichen Effekt von Diabetes mellitus und arterieller Hypertension nach koronarer Bypassoperation auf die Krankenhausmortalität (Diabetes mellitus OR=1,768; 95%-CI=1,315-2,378 und arterielle Hypertension OR=1,575; 95%-CI=1,177-2,108). Eine OSA ist mittels CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) gut behandelbar. So könnte ein präoperatives Screening vor elektiven kardiochirurgischen Eingriffen und wenn nötig eine entsprechende Behandlung das Potenzial besitzen, das operative Risiko zu vermindern und das postoperative Outcome zu verbessern. Hierzu sollten weiterführende Studien zur Validierung unserer Ergebnisse und Interventionsstudien zur Prüfung eines Effektes einer präoperativen CPAP-Therapie durchgeführt werden.

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