Akute und chronische Dysphagie bei kritisch-kranken Patienten mit schwerer Sepsis : Ergebnisse einer prospektiven, kontrollierten Beobachtungsstudie

Eine Dysphagie ist ein Hauptrisikofaktor für Morbidität und Mortalität bei kritisch kranken Patienten, die auf Intensivstation (ITS) behandelt werden. Strukturierte HNO-ärztliche Daten über Dysphagien bei ITS-Überlebenden mit schwerer Sepsis fehlen. In einer prospektiven Studie wurden 30 Patienten mit schwerer Sepsis und als Kontrollgruppe 30 Patienten ohne schwere Sepsis mittels fiberendoskopischer Schlucktestung (FEES) untersucht. Die Untersuchung erfolgte am Krankenbett nach 14 Tagen auf der Intensivstation (T1) sowie 4 Monate nach Beginn der kritischen Erkrankung (T2). Die Schwere der Schluckstörung wurde mit Hilfe der Penetration-Aspiration Scale (PAS) bewertet. Die Functional Oral Intake Scale (FOIS) wurde angewendet, um die notwendige Ernährung festzulegen. Primärer Endpunkt war die Belastung durch Dysphagie, definiert als PAS Score von >5. Zum Zeitpunkt T1 zeigten 19 von 30 schweren Sepsispatienten Aspiration mit einem PAS Score von > 5, verglichen mit 7 von 30 kritisch kranken Patienten ohne Sepsis (p = 0.002). Schwere Sepsis und Tracheostoma waren unabhängige Risikofaktoren für schwere Dysphagie mit Aspiration (PAS > 5) bei T1 (jeweils p = 0.042 und 0.006). Die Mortalität nach 4 Monaten (T2) betrug 57 % bei Patienten mit schwerer Sepsis im Vergleich zu 20 % bei Patienten ohne schwere Sepsis (p = 0.006). Bei T2 waren Überlebende einer schweren Sepsis häufiger abhängig von einem Tracheostoma und benötigten öfter Sonden- oder parenterale Ernährung (jeweils p = 0.014 und p = 0.040). Die multivariate Analyse offenbarte ein Tracheostoma bei T1 als unabhängigen Risikofaktor für Langzeitdysphagie bei T2 (p = 0.03). Schwere Sepsis erscheint als ein maßgeblicher Risikofaktor für Langzeitdysphagie zu sein. Eine Beurteilung von Schluckstörungen sollte daher obligatorisch bei Patienten schwerer, kritischer Krankheiten auf der ITS erfolgen, um bei dieser Risikogruppe frühzeitig eine logopädische Therapie einleiten zu können.

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung:
Alle Rechte vorbehalten