Facial Disability Index und Facial Clinimetric Evaluation Skala : Validierung der deutschen Versionen

Die periphere Fazialisparese ist nicht nur mit ästhetischen und funktionellen Einschränkungen verbunden. Sie kann die Patienten auch psychisch und emotional stark belasten, was wiederum negative soziale Folgen nach sich zieht. Bisherige Bewertungsschemata liefern nur eine subjektive Einschätzung des Schweregrades durch den behandelnden Arzt. Nicht-motorische Beeinträchtigungen und die Patientensicht, die erheblich von der des Arztes abweichen kann, werden nicht erfasst und dadurch oft unterschätzt. Die Lebensqualität der Patienten mit Fazialisparese setzt sich jedoch aus all diesen Teilaspekten zusammen. Um die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu messen wurden zwei Fazialisparese-spezifische Fragebögen zur Selbsteinschätzung durch den Patienten entwickelt. Im Jahre 1996 wurde der Facial Disability Index, kurz FDI, durch das Facial Nerve Centre der Universität Pittsburgh vorgestellt und 2001 die Facial Clinimetric Evaluation Scale, kurz FaCE, durch das Massachusetts Eye and Ear Infirmary. Sie bestehen aus Fragen zum sozialen und psychischen Wohlbefinden sowie zu körperlichen und funktionellen Einschränkungen. Die Einschätzung der Lebensqualität erfolgt dabei auf einer Skala von 0 (am schlechtesten) bis 100 (am besten). Deutsche Versionen der Fragebögen lagen bisher nicht vor. Ziel dieser Arbeit war daher die Validierung einer deutschen Version der beiden Fragebögen. Darüber hinaus sollten mögliche Faktoren, welche die Scores der Fragebögen beeinflussen, ermittelt werden. Dazu wurden in der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Jena 120 Patienten diese beiden Fragebögen, während eines Zeitraumes von 11 Monaten, vorgelegt. Im Zuge der Validierung wurden zudem der SF-36 Gesundheitsfragebogen, ein krankheitsübergreifendes Messinstrument zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, und die House-Brackmann-Skala sowie der Stennert-Index zur Ermittlung des Schweregrades der Parese erhoben. Es wurde eine Reliabilitätsanalyse mittels Cronbachs α und eine Validitätsanalyse mittels Spearmans rho durchgeführt. Epidemiologische Daten und Patientencharakteristika wurden den Krankenakten entnommen und statistisch analysiert. Die Fragebögen zeigten eine sehr gute interne Konsistenz mit Werten von Cronbachs α zwischen 0,87 und 0,84 für den FDI-Gesamtwert und seine Domänen sowie zwischen 0,67 und 0,91 für den FaCE-Gesamtwert und seine Domänen. Durch die Validitätsanalyse konnte eine hohe Korrelation für die sozialen Domänen der Fragebögen mit den entsprechenden Analyseeinheiten des SF-36 nachgewiesen werden. Die Werte lagen zwischen rho = 0,418 und rho = 0,661. Beim Vergleich des Stennert-Indexes und der House-Brackmann-Skala konnte vor allem für die Domäne Gesichtsbewegung des FaCE, die sich mit den Bewegungseinschränkungen der Patienten befasst, eine gute Korrelation festgestellt werden (rho = -0,560 bzw. rho = -0,678). Für den FaCE stellte sich heraus, dass neben den Schweregraden der Parese bzw. deren Ausmaß, je nach Domäne lagen die Werte zwischen p = 0,000 und p = 0,041, die Anzahl und Schwere der Komorbiditäten einen Effekt auf die Höhe der Scores hat (p = 0,022). Genauer betrachtet fielen mit einem erhöhten Komorbiditäts-Index die Werte in der Domäne soziale Funktion geringer aus. Auch die Variable Hörstörung zeigte einen signifikanten Einfluss (p = 0,037). Patienten mit Hörstörungen erzielten in der FaCE Domäne soziale Funktion geringere Scores. Für die FDI-Domäne soziale Funktion stellte das Geschlecht einen entscheidenden Faktor dar (p = 0,040). Frauen erreichten geringere Summenpunkte. Ein höheres Lebensalter korrelierte negativ mit dem Score in der FDI-Domäne körperliche Funktion (p = 0,035) und dem Gesamtwert (p = 0,038). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Ergebnis der vorliegenden Arbeit die Validierung von zwei Fragebögen und die Analyse ihrer Einflussfaktoren umfasst. Der FDI und der FaCE ermöglichen eine einfache, reliable und valide Erfassung der Fazialisparese-bedingten Beeinträchtigung in der HNO-Praxis. So bieten die Fragebögen die Möglichkeit die subjektive Sicht des Patienten und damit dessen individuellen Unterstützungsbedarf festzustellen. Das kann eine Hilfestellung bei der Behandlungsplanung darstellen und rückwirkend zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation und Steigerung der Patientenzufriedenheit führen. Des Weiteren können sie zur Evaluierung von Behandlungsmethoden sowie Dokumentation von Therapieeffekten genutzt werden.

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