Die differentielle Deposition von Lamininketten in der Basalmembran von benignen und malignen epithelialen Läsionen der Mamma : der Verlust von Laminin-5 als Marker der Dignitätsänderung

Die extrazelluläre Matrix wird von den strukturbildenden Proteinen des Extrazellularraumes gebildet. Die Zusammensetzung der extrazellulären Matrix sowie die zelluläre Differenzierung und Funktion stehen in einem engen Wechselverhältnis. Während die Zelle eine für sie spezielle Matrix synthetisiert, ist diese Matrix wiederum Voraussetzung für die Funktion und spezifische Differenzierung der Zelle. Auf Grund der strukturellen Einbindung ist der Wachstumsfaktor Matrix mit grundlegenden langfristigen Funktions- und Differenzierungszuständen der Zelle verbunden. Die Basalmembran ist die komplexe spezialisierte Organisationsform der extrazellulären Matrixmoleküle. Wesentlicher Bestandteil der Basalmembran sind die Laminine. Laminin-5 (alpha3ß3gamma klein2) stellt dabei das Schlüsselprotein der Ankerfilamente dar. Diese verbinden die Basalmembran mit den Hemidesmosomen und bilden den epithelialen Adhäsionskomplex. Ziel der vorliegenden Studie ist die immunhistochemische Analyse der geweblichen Verteilung ausgewählter Lamininketten mittels kettenspezifischer monoklonaler Antikörper in Bezug auf das epitheliale Kompartiment in der normalen adulten weiblichen Mamma als auch in benignen und malignen Läsionen unter besonderer Berücksichtigung von Laminin-5 als Bestandteil des epithelialen Adhäsionskomplexes und als Marker der Dignitätsänderung. In 52 Mammagewebspräparaten wurden mittels APAAP-Technik die Ketten alpha2, alpha3, alpha5, ß1, ß2, gamma klein1 und gamma klein2 dargestellt und semiquantitativ bewertet. In der normalen adulten Mamma war eine kontinuierliche Markierung der lobulären und duktalen epithelialen Basalmembran für die einzelnen Lamininketten nachzuweisen. Auch für die alpha2-Kette war eine positive Markierung zu registrieren. Kontinuierliche Farbreaktionen der einzelnen Ketten, insbesondere für alpha3 und gamma klein2, wiesen auch die benignen epithelialen Läsionen im Basalmembranbereich auf. Das duktale Carcinoma in-situ zeigt für die einzelnen Ketten kleinherdige Abbrüche der Markierung im Basalmembranbereich, für die alpha2-Kette waren die Abbrüche flächenhaft und stets über 50% der Basalmembranstrecke. Bemerkenswert war das Phänomen, dass in-situ-Neoplasien bereits fokale Verluste der alpha3- und gamme klein2-Ketten aufwiesen, ohne dass sich konventionell-histologisch Hinweise auf eine beginnende Invasion ergaben. Im Vergleich von DCIS ist in invasiv-duktalen Karzinomen eine Steigerung der Lamininkettenverluste in der Epithel-Stroma-Kontaktzone bis hin zum kompletten Verlust nachweisbar. Von dem Verlust sind regelmäßig die Ketten des Laminin-5-Moleküls alpha3 und gamma klein2 und besonders stark auch die alpha2-Kette betroffen. Der großflächige bis komplette Verlust von Ketten des Laminin-5 ist von hoher diagnostischer Signifikanz: Die Laminin-5 spezifische gamma klein2-Kette ist in der normalen Mamma und in den benignen epithelialen Läsionen der Mamma darstellbar, kann im DCIS eine maligne Transformation aufzeigen und ist in invasiv-duktalen und noch stärker in invasiv-lobulären Karzinomen flächenhaft reduziert bzw. fehlt vollständig. Eine Beziehung zum Grading der invasiven Karzinome konnte nicht aufgezeigt werden. Das Mammakarzinom zeigt ausschließlich das Phänomen des Laminin-5-Verlustes und unterscheidet sich so von anderen Karzinomen. Offensichtlich hat Laminin-5 eine differente Bedeutung für die Invasion von Karzinomen. Für Karzinomtypen mit einer Laminin-5 Stromadeposition wurde diese Lamininisoform als Leitschiene für die Invasion vorgeschlagen. Für das Mammakarzinom trifft diese Laminin-5 Funktion nicht zu. Der fokale Verlust von den Lamininketten alpha3 und gamma klein2 in der Basalmembran von in-situ-Neoplasien ist als vollzogene Strukturstörung des epithelialen Adhäsionskomplexes und als möglicher früher Indikator einer beginnnenden Invasion anzusehen. Die vorliegende Arbeit charakterisiert somit die dignitätsentscheidende Bedeutung des epithelialen Adhäsionskomplexes mittels der Darstellung des Laminin-5-Moleküls im Basalmembranbereich epithelialer Läsionen der Mamma.

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