fMRI-Untersuchung von Sprachverarbeitungsprozessen bei der Lese-Rechtschreibstörung

In der vorliegenden fMRI-Untersuchung wurden mittels eines visuellen, hierarchischen Paradigmas (5-stufig: Slashpaarabgleich, Buchstabenabgleich, Wortlesen, Nonwortlesen, Nonwortreimen) Sprachverarbeitungsmechanismen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer Lese-Rechtschreibstörung (LRS) im Vergleich zu normallesenden Probanden untersucht. Die Ergebnisse der neuropsychologischen Daten zeigen, dass trotz einer Verbesserung der Lesefähigkeit über das Alter hinweg selbst erwachsene Probanden mit LRS beim Wortlesen (Ganzwortverarbeitung) nicht einmal das Niveau der gesunden Jugendlichen erreichen. Beim Nonwortlesen (Graphem-Phonem-Verarbeitung) bleibt der Unterschied zwischen Kontrollen und Probanden mit LRS über das Alter hinweg konstant. Hinsichtlich der fMRI-Ergebnisse zeigt sich im Gruppenvergleich für Probanden mit LRS eine über das Alter konstante Überaktivierung im inferior frontalen Gyrus (IFG). Die Ergebnisse der neuropsychologischen Daten legen nahe, dass es im Verlauf der Leseentwicklung bei der LRS auf Ebene des Ganzwortlesens zu Annäherungen an Leistungen von Normallesenden kommt, wohingegen das Defizit bei Aufgaben auf der Ebene von Graphem-Phonem-Konversionen bestehen bleibt. Der Befund einer Überaktivierung im IFG bei Probanden mit LRS lässt vermuten, dass, unabhängig vom Alter, in dieser Region, fehlende temporo-parietale Aktivierungen kompensiert werden. In der Zusammenschau bestätigen die neuropsychologischen und fMRI-Daten das Vorliegen eines phonologischen Defizits bei der LRS.

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