Funktionell-motorisches Outcome und kortikale Reorganisation nach Makroreplantation der oberen Extremität

Makroamputationen sind ein seltener und schwerwiegender Verletzungsmechanismus mit Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Im Universitätsklinikum Jena wurden bis 2010 insgesamt 46 Makroreplantationen zum Erhalt der oberen Extremität durchgeführt, von denen 15 Männer und 2 Frauen für die vorliegende Arbeit genauer untersucht werden konnten. Es erfolgte die Analyse der motorischen Funktionen sowie der objektiven und subjektiven Funktionalität der replantierten Extremität. Im Vergleich zur gesunden Seite zeigte sich eine signifikante Einschränkung des Bewegungsausmaßes um über 50%, die Handkraft war um über 85% vermindert. Im DASH Fragebogen zur subjektiven Funktionalität erreichten die Patienten im Mittel 43,4 von 100 Punkten, was mehr als dem Dreifachen der Normalbevölkerung entspricht. Beim Jebsen Test of Hand Function zeigte sich eine Verlangsamung der betroffenen Hand um fast das Achtfache. Die funktionellen Ergebnisse zeigten keinen signifikanten Zusammenhang mit der seit dem Unfall vergangenen Zeit, der Amputationshöhe oder -art. Mit Hilfe des Deutschen Schmerzfragebogens wurde gezeigt, dass 80% der Betroffenen an moderaten Schmerzen von 3,1 von 10 (NRS) litten. Jedoch erlebten nur 15% so starke Schmerzen, dass sie sich in ihrem Alltag und der Ausübung der Arbeits- und Freizeitaktivitäten eingeschränkt fühlten. Darüber hinaus zeigte sich ein negativer Zusammenhang zwischen den erlebten Schmerzen und dem funktionellem Outcome. Da das funktionelle Outcome trotz ausgereifter mikrochirurgischer Techniken in den letzten Jahren ein Plateau erreicht hat, spielen vermutlich neben den peripheren Faktoren der Nervenregeneration auch zentrale eine Rolle. Ein noch wenig untersuchtes Feld sind die plastischen Veränderungen im Motorkortex bei Replantierten. In diesem Zusammenhang wurde mittels fMRT das Ausmaß der kortikalen Reorganisation in der Hemisphäre ipsi- und kontralateral der betroffenen Seite untersucht. Es zeigte sich, dass es zu signifikanten kortikalen Veränderungen im Bereich des Mundareales kommt, nicht jedoch im Bereich des deafferenzierten Handareals. Die Ergebnisse geben einen Hinweis darauf, dass kortikale Reorganisation nach Makroreplantation stattfindet, diese Prozesse aber womöglich von verschiedenen Faktoren abhängig sind.

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