"Ich versteh noch lange nicht alles." : Fremdsprachenerwerb und Adaption deutscher Auslandsentsandter

In der sozial- und lernpsychologisch ausgerichteten Forschungsarbeit wurde die bisher wenig erforschte Gruppe deutscher Entsandter während ihres Auslandsaufenthaltes untersucht. Dabei wurde der Fokus auf den Zusammenhang zwischen Spracherwerb und Adaptation der Entsandten gerichtet. Im Rahmen von je zwei Fragebogenerhebungen im Südkaukasus und in Bolivien wurden längsschnittliche Daten zu Lernbereitschaft und Sprachkompetenzen, zu personellen und externen Faktoren, die den Spracherwerb fördern oder behindern, sowie zur sozio-kulturellen Adaptation, intrinsischen Arbeitszufriedenheit und anderen Dimensionen der Lebenssituation vor Ort gesammelt. Die Fragebogenerhebungen wurden durch Interviewbefragungen in Georgien und Bolivien ergänzt. In diesen wurde u.a. nach Erfahrungen im Umgang mit den Einheimischen und der Rolle, die die Sprachkompetenzen dabei spielen, gefragt. Außerdem wurden detailliert Sprachlernmotive erhoben, da sich diese, insbesondere in der Gegenüberstellung von Sprachen mit geringer Reichweite (Georgisch, Armenisch, Aserbaidschanisch) mit zwei Weltsprachen (Russisch und Spanisch) stark voneinander unterscheiden können. Auf Basis der Ergebnisse aus beiden Studien konnte die Rolle, die Kompetenzen in Verkehrs- oder Landessprachen der Einsatzländer für den Adaptationsprozess von Entsandten spielen, besser verstanden und Potentiale für die Unterstützung beim Spracherwerb auf Seiten der entsendenden Organisationen erkannt werden. Dabei wurden neben Faktoren, die generell förderlich bzw. hinderlich auf den Spracherwerb im Einsatzland wirken, auch Unterschiede zwischen den untersuchten Zielregionen und -sprachen identifiziert. Da diesen eine entscheidende Rolle für die Motivation und die wahrgenommen Notwendigkeit zum Spracherwerb zukommt, erscheint es angebracht, regionenspezifische Adaptationsmodelle zu entwickeln, die auch die jeweiligen Sprachkompetenzen berücksichtigen.

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