Oberflächenelektromyographische Untersuchungen zur Rumpfmuskelkoordination in einem neuartigen Trainingsgerät

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in den Industrienationen. Als Ursache des chronisch unspezifischen Rückenschmerzes wurden Veränderungen im Koordinationsmuster der Rumpfmuskulatur festgestellt. Daher wurde ein Trainingsgerät entwickelt, welches eine Beübung der stabilisierenden Muskulatur ermöglichen soll. Ziel der Arbeit war die Klärung der Frage, ob in diesem Gerät die stabilisierende Muskulatur angesprochen wird und wie sich das Aktivierungsverhalten der Muskulatur im Bewegungsverlauf ändert. Es wurden 31 anamnestisch sowie nach orientierender Untersuchung rückengesunden Probanden (16 Frauen, Alter 22,1 ± 1,7 Jahre, 15 Männer, Alter 26,7 ± 5,6 Jahre) untersucht. Um die koordinative Komponente der Muskelfunktion anzusprechen, wurden die dynamischen Übungen auf einem Belastungsniveau von 15% der zuvor ermittelten Maximalkraft (MVC) durchgeführt. Um die Auswirkungen einer Gewöhnung an das Trainingsgerät einzuschätzen, wurden die zwölf in allen drei Hauptraumebenen durchgeführten dynamischen Übungen an zwei Untersuchungstagen im Abstand von einer Woche in identischer randomisierter Reihenfolge ausgeführt. Mit bipolarer Oberflächenelektromyographie erfolgte die Ableitung der Aktivität von fünf Rumpf-, einem Schulter- sowie zwei Oberschenkelmuskeln. Die OEMG-Daten während der MVC und den dynamischen Übungen wurden einer Reliabilitätsprüfung unterzogen. Hierbei ließ sich auf eine Änderung der Muskelkoordination schließen. Alle MVC-Werte lagen über denen in der Literatur, was auf gerätebedingte Besonderheiten zurückzuführen ist. Hierbei erreichten die untersuchten Muskeln innerhalb ihrer Hauptkraftrichtung das Amplitudenmaximum. Im Bewegungsverlauf konnte für alle Muskeln ein sowohl mobilisierendes als auch stabilisierendes Aktivierungsverhalten nachgewiesen werden, welches zudem in Abhängigkeit vom Startpunkt verschieden war. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine strenge funktionelle Unterteilung der untersuchten Rumpfmuskulatur inadäquat ist. Die beabsichtigte Funktion des Trainingsgerätes ließ sich bestätigen. Somit ist der Einsatz auch in Hinblick auf eine Schmerzreduktion bei Patienten mit chronisch unspezifischem Rückenschmerz denkbar.

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