Wissenschaftsgeschichte im Unterricht : eine Analyse von Schulbüchern im Fach Biologie

Die in dieser Studie vorgelegte Untersuchung des Konzeptes historischer Repräsentation im Rahmen des ‚HOS-Konsens‘ liefert mehrere Anhaltspunkte für eine (Neu-)Bewertung des Verhältnisses zwischen Geschichtsrepräsentationen im Schulbuch, den Konzepten naturwissenschaftlicher Bildung sowie dem Fach Wissenschaftsgeschichte (vgl. Kap. 7.1): Der ‚HOS-Konsens‘ transportiert in all seinen Facetten und weit verstreut in jedem einzelnen untersuchten Schulbuch ein naives, eindimensionales Geschichtsbild, dass die Entwicklung von Wissenschaft als eine Reihe qualitativ nicht näher differenzierter Erkenntnisereignisse beschreibt, die zur Gegenwart hin genauer oder ‚besser‘ werden. Komplexere wissenschaftshistorische Konzepte innerhalb der Wissenschaftsdidaktik sehen sich immer mit dieser Grundvorstellung konfrontiert, die mit wissenschaftshistorischen Prinzipien nicht vereinbar ist, gleichzeitig aufgrund ihrer breiten Basis aber auch nur schwer aufgelöst werden kann. Wenn immer schon fest steht, was innerhalb der Wissenschaftsentwicklung ‚wahr‘ und was ‚falsch‘ ist, was ‚früher‘ zwingend notwendig und was überflüssig oder störend war, dann erübrigt sich jede Frage danach, in welchem disziplinären und diskursiven Kontext ein Forschungsprozess stattfand, was ihn überhaupt jenseits der Anwesenheit bestimmter Personen und Geräte auszeichnete und welchen Beitrag er damals zur Wissenschaftsentwicklung leistete. Gegen dieses auf besondere Weise geschichtsinformierte Wissenschaftsbild im Schulbuch arbeitet notwendigerweise jede Form von „NOS education“ an.

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