Untersuchungen zur inneren Quecksilberbelastung nach Aufnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in Abhängigkeit von der Amalgamversorgung

Die Quecksilberaufnahme in den Organismus ist multifaktoriell. Lebensmittel wie Fisch und Innereien sind häufige Quecksilberlieferanten. Aus früheren Studien ist auch eine mögliche Belastung durch Kosmetika, Medikamente und Desinfektionsmittel bekannt. Bei beruflich nicht exponierten Personen sind jedoch Amalgamfüllungen die Hauptquecksilberquelle. Obgleich die in den Körper eingebrachte Quecksilbermenge toxikologisch wahrscheinlich irrelevant ist, werden von Seiten der Amalgamkritiker immer wieder Linderung und Heilung durch das Ausleiten des Quecksilbers aus dem Körper behauptet. Die mit Quecksilber in Verbindung gebrachten Symptome wie Kopfschmerz, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen sind allerdings häufig unspezifisch und nahezu auf jedermann zutreffend. Naturheilkundlich tätigen Ärzten und Therapeuten verschafft die Hoffnung auf Linderung derartiger Symptome aber großen Zulauf. Ziel dieser Arbeit war es, die Wirkung von speziell zur Ausleitung von Quecksilber empfohlenen Nahrungsergänzungsmitteln, wie Chlorella pyrenoidosa, Bärlauch und Koriander, auf die Quecksilberausscheidung im 24-Stunden-Sammelurin zu analysieren. Das Untersuchungskollektiv umfasste 10 Personen im Alter zwischen 24 und 56 Jahren. Grunderkrankungen, Schwangerschaft, Alkohol- und Nikotinkonsum, die Einnahme von Medikamenten und weiterer Nahrungsergänzungsmittel sowie eine berufliche Exponierung wurde durch gezielte Probandenbefragung ausgeschlossen. Die Studie erstreckte sich über 12 Tage und wurde in 5 Abschnitte gegliedert. Zu Beginn wurde Basisurin ohne Beeinflussung gewonnen. Im zweiten Abschnitt wurde Chlorella pyrenoidosa einzeln eingenommen, in Abschnitt drei Bärlauch alleine. Abschnitt vier erfasste die Wirkung von Chlorella pyrenoidosa und Bärlauch in Kombination. In Abschnitt fünf wurden Chlorella pyrenoidosa, Bärlauch und Koriander zusammen eingenommen. Nach Abschluss der jeweiligen Einnahme wurde in jedem Abschnitt 24-Stunden-Sammelurin gewonnen. Als Referenz diente der zu Beginn der Untersuchung gewonnene Basisurin. Analytisch wurde die innere Quecksilberbelastung des Organismus mittels Atomabsorptionsspektroskopie in den gewonnenen 24-Stunden-Sammelurinen erfasst. Die Teilnehmer wurden anhand der Anzahl der Amalgamfüllungen in zwei Gruppen unterteilt. Amalgamgruppe 1 mit 6-9 Amalgamfüllungen und Amalgamgruppe 2 mit 10-14 Füllungen. Wie aus früheren Studien bekannt, konnte auch hier eine positive Korrelation zwischen der Anzahl der Amalgamfüllungen und der Quecksilbermenge in den 24-Stunden-Sammelurinen nachgewiesen werden. Nach Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel stellte sich keine signifikante Änderung der Quecksilbermenge ein. Die gemessenen Werte lagen in Amalgamgruppe 1 tendenziell niedriger als in Amalgamgruppe 2, was mit der geringeren Grundbelastung und dem geringeren Basiswert zu begründen ist. Bei den 5 Untersuchungsabschnitten zeigte sich, dass einzig nach der Einnahme von Bärlauch die Quecksilbermenge im Urin im Median über den Basiswert stieg (von 1,09 µg/24h auf 1,36 µg/24h). Bei den übrigen Präparaten bzw. Präparatekombinationen konnte der Basiswert nicht erreicht werden. Chlorella + Bärlauch in Kombination zeigte die geringste Wirkung. Es kam im Median sogar zu einem Absinken der Quecksilbermenge. Eine Mehrbelastung, wenn auch in geringem Maße, durch Anreicherung des Quecksilbers im Körper ist möglich. Ähnlich verhielt es sich mit der Urinmenge. Nach Einnahme von Bärlauch konnte eine deutlich gesteigerte Urinmenge gemessen werden. Die übrigen Präparate führten nur zu einer geringfügig gesteigerten Diurese. Die gesteigerte Urinausscheidung nach Bärlauchgabe ist eine mögliche Ursache für die Steigerung der Quecksilbermenge im Urin. In der Betrachtung der Quecksilberkonzentration stellte sich jedoch heraus, dass keines der Präparate zu einer gesteigerten Quecksilberkonzentration in µg/l Urin führte. Alle Präparate lagen mit ihren Messdaten unter dem Basiswert von 0,8 µg/l. Bei der Betrachtung des Geschlechtes konnte eine geringfügige Steigerung der ausgeschiedenen Quecksilbermenge bei den weiblichen Teilnehmern festgehalten werden. Die männlichen Probanden erreichten nach Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel lediglich Quecksilbermengen um den Basiswert. Große interindividuelle Unterschiede der Messdaten und nicht signifikante Unterschiede der Quecksilberausscheidungsmengen im Urin machen eine ausleitende Wirkung der untersuchten Präparate unwahrscheinlich. Außer Bärlauch erhöhte kein Präparat die Quecksilbermenge im Urin über den Basiswert. Daher kann zum Zwecke der Quecksilberausleitung keine Einnahmeempfehlung für die getesteten Präparate einzeln oder in Kombination gegeben werden.

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