Charakterisierung der mikrovaskulären Reaktion mittels Weißlichtspektrometrie und Laser-Doppler-Fluss-Verfahren bei Patienten im septischen Schock

Störungen der Mikrozirkulation tragen eine entscheidende Bedeutung in der Pathophysiologie des septischen Schockes und werden für Morbidität und Letalität betroffener Patienten mitverantwortlich gemacht. Die Zielstellung dieser Dissertation besteht darin, die mikrovaskuläre Reaktion bei Patienten im septischen Schock mittels eines kombinierten Verfahrens aus Weißlichtspektrometrie und Laser-Doppler-Fluss-Verfahren im zeitlichen Verlauf zu charakterisieren und auftretende Veränderungen in Relation zu klinischen Parametern zu beurteilen. Die Mikrozirkulationsparameter Hämoglobinsauerstoffsättigung (μHbO2, %) und Blutfluss (Flow, AU) sowie klinische, laborchemische und hämodynamische Variablen wurden an 21 Patienten im septischen Schock innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einsetzen des Schockes und im weiteren Verlauf täglich einmal bis zum Ende des Schockes, bis zum Versterben oder maximal 7 Tage erhoben. Zusätzlich wurden 20 gesunde Probanden und 8 Intensivkontrollpatienten nach komplikationslosen, operativen Elektiveingriffen untersucht. Die Messung der Mikrozirkulationsparameter erfolgte simultan in zwei Gewebetiefen an der Mundschleimhaut. Die Probandengruppe wies im tiefen (6 mm) Messkanal höhere Messwerte für μHbO2 und Flow auf als im oberflächlichen (2 mm) Messkanal. Die Ergebnisse waren in zwei aufeinander folgenden Messungen reproduzierbar (ICC: 0,67 – 0,87; p < 0,05). Die Intensivkontrollgruppe hatte im Vergleich zur Probandengruppe einen höheren Flow in der oberflächlichen (207 [183 – 269] AU vs. 79 [48 – 242] AU; p = 0,03) und einen niedrigeren Flow in der tiefen (236 [222 – 249] AU vs. 378 [341 – 410] AU; p = 0,001) Mundschleimhautmessung, während die μHbO2 beider Gruppen vergleichbar war. In der Sepsisgruppe war der mikrovaskuläre Flow innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einsetzen des Schockes dem der Probandengruppe vergleichbar. Die μHbO2 in 6 mm Tiefe war signifikant niedriger (82 [77 – 84] % vs. 89 [87 – 96] %; p < 0,001). Überlebende Patienten der Sepsisgruppe wiesen trotz ähnlicher Basischarakteristika und klinisch-laborchemischer Variablen innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einsetzen des Schockes bei vergleichbarem Flow an der Mundschleimhaut eine höhere μHbO2 in 2 mm Tiefe auf als nicht-überlebende Mitpatienten (86 [83 – 93] % vs. 79 [75 – 86] %; p = 0,049). Der oberflächliche Flow der Überlebenden stieg an Tag 2 des septischen Schockes an und sank danach wieder ab. Dies war mit einer Abnahme der μHbO2 in derselben Messtiefe im Verlauf assoziiert. In der Probandengruppe ermöglichte die simultane Anwendung von Weißlichtspektrometrie und Laser-Doppler-Fluss-Verfahren reproduzierbare Messungen von μHbO2 und Flow an der Mundschleimhaut. Bei kritisch kranken Patienten konnte die Anwendung dieses kombinierten Verfahrens Störungen der mikrovaskulären Perfusion aufdecken: Operativer Stress war mit Veränderungen des lokalen Blutflusses bei erhaltener Hämoglobinsauerstoffsättigung an der Mundschleimhaut verbunden. Bei Patienten im septischen Schock war eine Abnahme der Hämoglobinsauerstoffsättigung in den tiefen Schichten der Mundschleimhaut, vermutlich muskulärem Gewebe, bei unverändertem mikrovaskulärem Blutfluss zu verzeichnen, was auf einen erhöhten zellulären Sauerstoffverbrauch hindeutet. Eine frühzeitige Steigerung des mikrovaskulären Blutflusses und vermehrte Sauerstoffausschöpfung im Verlauf war bei den überlebenden Patienten mit septischem Schock zu verzeichnen und scheint auf der Grundlage einer verbesserten mikrovaskulären Perfusion und eines gesteigerten zellulären Metabolismus für die Prognose bedeutsam zu sein. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das kombinierte Verfahren aus Weißlichtspektrometrie und Laser-Doppler-Fluss-Verfahren eine wertvolle Hilfestellung in der Früherkennung von auftretenden Mikrozirkulationsstörungen kritisch kranker Patienten bieten kann und eine Einschätzung der Prognose von Patienten im septischen Schock ermöglicht.

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