Untersuchung von Einflußfaktoren auf den Stratum corneum-Klebestreifenabrißtest und deren Auswirkungen auf die hervorgerufene Stratum corneum-Barriere-Schädigung

Der Klebestreifenabrißtest (tape stripping) ist ein etabliertes hautphysiologisches Untersuchungsverfahren. Seine Hauptanwendungsgebiete sind Untersuchungen zur Barrierefunktion des Stratum corneum (SC) und pharmakokinetische Studien zur Penetration von Lokaltherapeutika und Fremdstoffen. Trotz oder gerade wegen seiner breiten Anwendung ist der Test nicht standardisiert und es existieren unterschiedliche Protokolle. Ziel dieser Arbeit war es, unterschiedliche Einflußfaktoren auf den Klebestreifenabrißtest und die hervorgerufene Barriereschädigung zu untersuchen und basierend auf diesen Ergebnissen einen Vorschlag für ein standardisiertes Protokoll für den Klebestreifenabrißtest zu entwerfen. Dazu wurden bei zwölf hautgesunden Probanden in vier unterschiedlichen Körperregionen (Unterarm, Oberarm, Rücken, Wange) Klebestreifenabrisse durchgeführt. Die Klebestreifen wurden mit verschiedenen Anpreßdrücken (2 N, 7 N) und Anpreßzeiten (2 sec, 10 sec) auf die Hautoberfläche aufgebracht. Zum Ausgleich der durch die Hautfelderung entstehenden Furchen innerhalb des SC kamen verschiedene Methoden zum Anpressen der Klebestreifen zur Anwendung (Stempel bei gleichzeitigem Straffen der Haut, Roller, Andrücken mit dem Daumen). Neben einem Haushaltsklebeband wurden zwei speziell für den Klebestreifenabrißtest entwickelte Klebescheiben (D-Squame®, Corneofix®) getestet. Das Ausmaß der SC-Barriereschädigung wurde durch Messungen des Transepidermalen Wasserverlustes (TEWL) zu definierten Zeitpunkten vor, während und nach den Klebestreifenabrissen bestimmt. Zusätzlich erfolgten Messungen der Hautfarbe, Hornhautfeuchte sowie des pH-Wertes auf der Hautoberfläche vor und nach den Klebestreifenabrissen. Zur Bestimmung der durch die Klebestreifen entfernten SC-Masse wurden zwei verschiedene Verfahren angewandt und miteinander verglichen, zum einen eine kolorimetrische Proteinbestimmung, zum anderen ein kürzlich entwickeltes spektroskopisches Verfahren. In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, daß höhere Anpreßdrücke sowie längere Anpreßzeiten zu einer ausgeprägteren SC-Barriereschädigung führen. Ebenso konnte durch eine Variation der Anpreßmethoden, die die Hautfelderung ausgleichen, eine stärkere SC-Barriereschädigung erreicht werden. Zwischen verschiedenen Klebematerialien konnten signifikante Unterschiede im Ausmaß der Barriereschädigung gezeigt werden. Geschwindigkeit und Höhe des TEWL-Anstiegs variierten bei Durchführung des Klebestreifenabrisses in verschiedenen Körperregionen merklich; dabei erwies sich die SC-Barriere in Regionen mit dünnerem SC, wie zum Beispiel der Wange, als deutlich vulnerabler gegenüber der durch wiederholte Klebestreifenabrisse verursachten Barrierestörung. Eine 24stündige Okklusionsbehandlung vor Durchführung der Klebestreifenabrisse führte zu einer verstärkten Barriereschädigung. Kolorimetrisches und spektroskopisches Proteinbestimmungsverfahren zeigten eine gute Korrelation, wobei letzteres Verfahren eine deutlich schnellere und kostengünstige Bestimmung erlaubt. Für Anpreßmethoden, die zu einer schnellen und starken Barriereschädigung führten, konnte gezeigt werden, daß der TEWL nicht linear ansteigt; die ersten Klebestreifenabrisse bewirkten nur geringe Veränderungen des TEWL, während in tieferen SC-Schichten der TEWL überproportional anstieg. Die Kumulativmasse entfernten Proteins verhielt sich gegensätzlich: mit den ersten Abrissen wurde deutlich mehr Protein entfernt als mit Abrissen aus den basalen Schichten des SC. Die durch Variation der Anpreßmethoden erzeugten Unterschiede im Ausmaß der SC-Barriereschädigung bedingen die Notwendigkeit der Beachtung und Steuerung der genannten Einflußfaktoren. Basierend auf den Untersuchungsergebnissen dieser Arbeit wird ein Vorschlag für die standardisierte Durchführung des Klebestreifenabrißtests entworfen.

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