Der Zweite Blick in einer reflexiven Geographie und Didaktik : das Lehrstück "Räumliche Mobilität, Ostdeutschland & die ostdeutsche Provinz

Ein Kennzeichen geographiedidaktischer Professionalität ist die Fähigkeit zu Reflexivität. Dieses Postulat gründet auf dem fachtheoretischen Diskurs, der die Bedeutung von konstruktivistischen Perspektiven für einen reflexiv-kritischen Umgang mit geographischen Erkenntnisobjekten herausstellt. Reflexivität gilt dabei nicht nur als Kernkonzept einer geographischen Wissenschaft, sondern wird in dieser Arbeit auch für die Auseinandersetzung mit/über Geographie(n) in Praxisfeldern wie Bildung, Politik als lohnend betrachtet und entsprechend konzeptualisiert. Das Konzept Reflexivität basiert auf der Idee des Geographiedidaktikers als Beobachter. Die Position, die dieser Beobachter bezieht, ist eine Beobachterposition zweiter Ordnung. Kennzeichen ist somit ein Zweiter Blick. Dieser fokussiert unter Verwendung passender theoretischer Werkzeuge und didaktischer Reduktionsstrategien ein geographisch relevantes Problem und dazu die Frage, wie das Problem als Problem beobachtet wird. Er stellt auf problemkonstitutive Beobachtungen ab und rekurriert dazu auf beobachtungsstrukturierende Erkenntnisfiguren. Geographisch gewendet bedeutet dies, die Modi geographischen Beobachtens zu identifizieren und als raumbezogene Erkenntnisfiguren zu beschreiben. Dem Zweiten Blick geht ein Problemverständnis voraus, in dem das Problem weniger als Problem in der Sache, sondern als Problem der Beobachtungen aufgefasst wird, dessen Ausgangspunkt ein Rätsel bzw. eine Irritation ist. Aufgabe ist es, das Rätsel als Grenzfall zwischen differenten Beobachtungen zu identifizieren, als Problem der Beobachtungen zu entfalten und auf einem höheren Reflexionsniveau (neu) zu ordnen. In fachinhaltlicher Perspektive sind mit der Diskussion über Abwanderungen aus Ostdeutschland Probleme verbunden, die eine reflexive Beobachtung notwendig machen. Ziel der Arbeit ist es, eine ausgewählte Problembearbeitung im Themenspektrum „Räumliche Mobilität & Ostdeutschland“ lehrstückhaft zu demonstrieren.

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