Antwortabnahme akustisch evozierter elektrischer und neuromagnetischer Komponenten bei der Gabe von Stimulusketten : Abhängigkeit vom Interstimulusintervall und langfristiger Verlauf

Die Abnahme der kortikalen Antwort bei wiederholter Stimulation ist ein wichtiges Thema der Hirnforschung. Für bestimmte akustisch evozierte Komponenten herrscht nach wie vor Uneinigkeit darüber, ob es sich bei der beobachteten Antwortabnahme um neurophysiologisch bedingte Refraktärzeiteffekte oder um lernpsychologische Habituationseffekte handelt. Während bei Refraktärzeiteffekten von einer einmaligen Antwortabnahme vom ersten zum zweiten Ton einer Stimuluskette ausgegangen wird, sollten sich Habituationseffekte durch eine kontinuierliche Antwortabnahme zeigen. Die vorliegende Dissertation hat zum Ziel, die Antwortabnahme akustisch evozierter Komponenten mittels MEG- und EEG-Messungen in Abhängigkeit vom Interstimulusintervall zu beschreiben. Es wurden am rechten Ohr Ketten zu je fünf Tönen (1000 Hz, 50 ms Dauer) dargeboten, getrennt durch eine Pause von jeweils sechs Sekunden. Achtzehn Probanden (neun männliche) nahmen an der Messung teil, die aus drei Bedingungen bestand, deren Reihenfolge systemastisch variiert wurde (Interstimulusintervall von 600, 1200 oder 1800 ms). Es wurden die neuromagnetischen Felder der Komponenten P50m, N100m und P200m über dem linken auditorischen Kortex und die elektrischen Potentiale der Komponenten P50, N100 und P200 über die EEG-Elektroden Fz, Cz und Pz erfasst, in ihrer Stärke untersucht und statistisch verglichen. Für die Quellenlokalisation wurde von allen Probanden ein Schädel-MRT angefertigt. In allen Bedingungen kam es zu einer signifikanten Abnahme der Reizantwort vom ersten zum zweiten Ton der Kette, jedoch nicht darüber hinaus. Der Grad der Antwortabnahme hing vom Interstimulusintervall ab und war bei 600 ms am größten und bei 1800 ms am kleinsten. Die Ergebnisse bekräftigen somit die Vermutung, dass die durch wiederholte Stimulation entstehende Antwortabnahme der Komponenten P50/P50m, N100/N100m und P200/P200m auf Refraktärzeiteffekten im Sinne des Erholungszyklus‘ polysynaptischer neuronaler Netzwerke beruht.

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