Die Anfänge von Rastafari und das Problem der Afrikanizität : eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas, unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé

Die Untersuchung geht der Frage nach, ob es eine Kontinuität zwischen Rastafari und den afrikanischen sowie den afrojamaikanischen religiösen Traditionen gibt. Zum Vergleich wird der Candomblé herangezogen, weil er durch „Flux und Reflux“ seine afrikanischen Traditionen erneuerte. Der Polykulturalismus der Karibik, d.h. die esoterischen und okkulten Traditionen Harlems, aber auch die indojamaikanischen Traditionen werden erstmals konsequent herangezogen. Die Verehrung Haile Selassies als Gott gleicht der mūrti-pūja im Hinduismus, sie ist keine afrikanische Vorstellung. Ganja-Genuss, „Dreadlocks“ u.a.m. verweisen auf den Shivaismus: Shiva ist der „Lord of bhang“ und Träger von Filzlocken und seine Sādhus sind es auch. Zur Erklärung ziehen wir das Transkulturationsmodell von Fernando Ortiz heran: So wie er die Transkulturation im Kontext des Genussmittels Tabak diskutierte, so sehen wir in der Droge Ganja jenen Kontext, der interkulturelle Schnittstellen zwischen Afrojamaikanern und Indojamaikanern ermöglichte. Des Weiteren bedienen wir uns des Terminus Kreolisierung, der das Milieu beschreibt, in dem es zur interkulturellen Begegnung kam. Alfred Schütz’ „mannigfaltige Wirklichkeiten“ beschreiben dann die „geschlossenen Sinnbereiche“, deren Grenzen Kommunikation zulassen. Hier sehen wir die interkulturellen und interreligiösen Schnittstellen, die Deskulturation und Neokulturation ermöglichten. Die allge¬mein postulierte Afrikanizität von Rastafari beruht auf einer erfundenen Reafrikanisierung, zu der die „Heimholung“ von Marcus Garvey, der Nyabinghi-Mythos und die Interpretation von aus dem Shivaismus stammenden Neokulturationen im Kontext von Afrika und Bibel gehören. Rastafari ist also eine christlich-afro-indische Religion.

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