Translokation russischer Auerhühner Tetrao urogallus nach Thüringen : Raum- und Habitatnutzung, Populationsbiologie

Von 1999 bis 2003 wurden im Thüringer Schiefergebirge im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Bau des Pumpspeicherwerkes Goldisthal und der Talsperre Leibis 145 russische Wildfang-Auerhühner umgesiedelt. Die Vögel kamen aus den Gebieten Jaroslawl und Kostroma, ca. 400 und 800 km NE von Moskau gelegen. Die Erfolgskontrolle des Umsiedlungsprojektes wurde sowohl mit Hilfe der Telemetrie als auch durch Monitoring realisiert. Zur Aufklärung der Raum- und Habitatnutzung, der Überlebensdauer und der Verlustursachen der umgesiedelten Auerhühner wurden 30 Vögel besendert. Die Männchen hatten mit einem Median der Aktionsraumgröße (MCP) von 436 ha (Mittelwert: 844 ha) signifikant kleinere Aktionsräume als die Weibchen mit einem Median von 857 ha (Mittelwert: 1008 ha). Der Median der maximalen Entfernung zum Freilassungsort betrug für alle Vögel 3157 m (Mittelwert: 4407 m). Von 19 Männchen und 14 Weibchen wurde die Überlebensdauer ermittelt. Der Median der Überlebensdauer aller auswertbaren besenderten Wildfang-Auerhühner (n = 25) und von zusätzlichen Ringfunden (n = 8) betrug 100 Tage (Mittel: 286 Tage). Der Vergleich mit Auerhühnern aus der Zuchtstation belegt die wesentlich bessere Eignung von Wildfängen für Bestandesstützungen und Wiederansiedlungsprojekte. Zwischen 1999 und 2007 wurden die Verluste von 20 Männchen und 15 Weibchen registriert. 75 % der Männchenverluste (n = 15) und 60 % der Weibchenverluste (n = 9) wurden durch Fuchs oder Marder verursacht. Weitere 15 % der Männchen (n= 3) und 33 % der Weibchen (n = 5) wurden vom Habicht geschlagen und der Rest kollidierte mit Forstzäunen (2 Männchen, 1 Weibchen). Besonders wichtig erschien der Habitatvergleich zwischen Fang- und Auswilderungsgebiet. Dazu wurden mit der Probekreismethode die Habitatstrukturen an jeweils 200 Nachweispunkten in Thüringen und in Russland erfasst. Um einen Vergleich zwischen Angebot und Nutzung durchführen zu können, wurden in den Untersuchungsgebieten jeweils 200 Zufallspunkte beschrieben. Die Auswertung erfolgte mit Hilfe logistischer Regressionsanalysen. Im Vergleich der beiden Gebiete zeigt sich eine hohe Übereinstimmung der von den Auerhühnern genutzten Habitate. Die Habitatanalysen bildeten die Grundlage für die Erarbeitung von praktischen Behandlungsempfehlungen der Thüringer Auerhuhnschutzgebiete. Eine Liste der Empfehlungen schließt die Arbeit ab.

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