Paradigmenwechsel in der Magenphysiologie : jede "slow wave"- Depolarisation zieht eine Muskelkontraktion nach sich

Bekannt ist, dass im Schrittmacherzentrum des Magens periodische Schwankungen des Ruhemembranpotentials („slow waves“) mit einer Frequenz von 3mal pro Minute (cpm) entstehen. Diese stellen nach dem derzeitigen Wissensstand ein rein elektrisches Signal dar. Die „slow waves“ können mit der Elektrogastrographie (EGG) über kutane Elektroden aufgezeichnet werden. Muskelkontraktionen des Magens entstehen erst durch Überlagerung der „slow waves“ mit zusätzlich einfallenden Spikepotentialen, die durch inhibitorische und excitatorische Transmitter ausgelöst werden. In den letzten Jahren wurde das magnetische Markermonitoring Verfahren (MAGMA) zur Motilitätsuntersuchung des Gastrointestinaltraktes entwickelt. Hiermit werden minimale Magenkontraktionen über die Bewegungen eines dauermagnetischen Markers (l:18mm, ø:6mm) erfasst, die mit konventionellen Methoden, wie z.B. Manometrie oder Ultraschall bisher nicht detektiert werden konnten. Bei ersten Untersuchungen fielen kontinuierliche periodische Markerbewegungen mit einer Frequenz von 3mal pro Minute im Magen auf. In dieser Arbeit wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen den gastralen „slow wave“-Potentialen sowie der Markerbewegung im Magen gibt. Dazu wurden 21 nüchterne Probanden parallel mit der EGG und dem MAGMA während des Markeraufenthaltes im Magen gemessen. Die Mittelwerte und Standardabweichungen der ermittelten Magenfrequenzen betrugen beim MAGMA 2,85 +/- 0,15 cpm versus 2,87 +/- 0,15 cpm in der EGG und stimmten statistisch gesichert überein. Der Korrelationskoeffizient nach Pearson von 0,66 bestätigte den signifikanten linearen Zusammenhang der Magenfrequenzen. Die hohe Übereinstimmung des EGG-Signals mit der Frequenz der Markerbewegung legt eine Betrachtung der Markerbewegung als mechanische Antwort der Magenmuskulatur auf die elektrische Aktivität des Magenschrittmachers nahe. Jede „slow wave“-Depolarisation induziert eine Muskelkontraktion, die aber nicht stark genug oder zu langsam für die Erkennung durch konventionelle Methoden ist. Unter diesen Umständen sollte die aktuelle „slow wave“ Theorie in Frage gestellt werden.

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