Toxikologisch-chemische Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen im Raum Jena von 1992 - 2001

Ingestionsunfälle und Vergiftungen sind bei Kindern typische Ereignisse, die in der Tätigkeit der Giftinformationszentren und in der ambulanten und stationären Krankenversorgung von Kindern eine wichtige Rolle spielen. Diese nahmen in den letzten Jahrzehnten an Häufigkeit zu, offenbar im Zusammenhang mit dem Anstieg des Gebrauchs von Haushaltschemikalien und der Verfügbarkeit von Medikamenten (Kruse, 1994; Martin und Brinkman, 2002). Die jährlichen Beratungszahlen der Giftinformationszentren unterstreichen diesen ansteigenden Trend der Intoxikationen unter Kindern und Jugendlichen (Giftnotrufzentrum München, 2001; GGIZ Erfurt, 2004; Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg, 2004). Eine einheitliche epidemiologische Untersuchung fehlt in Deutschland. Man schätzt, dass es jährlich in ca. 150.000 - 200.000 Fällen zur klinischen Aufnahme bei Vergiftungsverdacht kommt, wobei es sich bei etwa 75 % dieser Kinder um Kleinkinder handelt, wobei insbesondere die 2- und 3-Jährigen gefährdet sind (Kruse, 1994; Hermanns-Clausen, 1994). In den Industrieländern stehen akute Intoxikationen bei Heranwachsenden zum größten Teil in Verbindung mit absichtlicher Selbstvergiftung oder Substanzmissbrauch, bei Kindern unter zehn Jahren handelt es sich im Wesentlichen um akzidentelle Ereignisse (Lentze, 2004). In den letzten Jahren konnte bei den Jugendlichen eine deutliche Zunahme an Alkoholintoxikationen bzw. riskanten Verhaltensmustern verzeichnet werden (Meyer-Heim et al., 2003; BMGS, 2004; BZgA, 2004; Kraus et al., 2004). Cannabis ist seit Beginn der 90er Jahre zur „Alltagsdroge“ avanciert, der Konsum ist nicht mehr nur ein jugendtypisches Verhalten. 36 % der 12 - 25-Jährigen haben bereits Erfahrungen mit Cannabinoiden (BZgA, 2004). Zwischen 1992 und 2002 sind die Behandlungszahlen aufgrund cannabisbezogener Störungen in ambulanten Beratungsstellen um das Sechsfache gestiegen (Simon und Sonntag, 2004). Auch über eine Zunahme der Suizid- und Parasuizidraten in den Industrieländern in den letzten Jahren wird in der Literatur häufiger berichtet, oft im Zusammenhang mit der Zunahme von Depressionen und Suchterkrankungen in den meisten westlichen Nationen (Hawton et al., 1998; Langer, 2001; Schmidt et al., 2002; Wunderlich, 2004)....

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