Bindungscharakteristika und Therapieerfolg nach stationärer Gruppenpsychotherapie

Die vorliegende Arbeit leistete einen Beitrag zur Indikationsstellung in der stationären Psychotherapie. Es wurde untersucht, ob Patienten in Abhängigkeit von ihrem Bindungsmuster von einer psychodynamischen stationären Gruppentherapie unterschiedlich profitieren. Die Untersuchung umfasste 34 Patienten mit unterschiedlichen Diagnosen, die sich in Kiel einer stationären Langzeitgruppentherapie unterzogen. Grundlage war die sog. "Kieler Gruppentherapiestudie", die in Form einer naturalistischen Psychotherapiestudie ein spezielles Setting untersuchte. In der vorliegenden Arbeit erfolgte eine Auswertung von Indikationsgesprächen mit Hilfe des Erwachsenen-Bindungsprototypen-Ratings (EBPR) nach Pilkonis. Dabei sollte festgestellt werden, ob sich das EBPR auch für die Auswertung von Indikationsgesprächen eignet. In der vorliegenden Stichprobe waren überwiegend unsicher gebundene Patienten vertreten, dabei stellten ängstlich vermeidend gebundene Patienten den kleineren Anteil. Es ergaben sich Hinweise auf einen besseren Behandlungserfolg bei ängstlich ambivalenten Patienten. Ein Zusammenhang zwischen dem Anteil an sicherer Bindung und der Prognose ließ sich nicht nachweisen. Zwischen den einzelnen Prototypen und verschiedenen Skalen des Inventars zur Erfassung Interpersonaler Probleme fanden sich Korrelationen, die den Schluss nahe legten, dass Interpersonale Probleme vermeidend gebundener Patienten vor allem im Bereich der feindseligen Dominanz liegen. Ein Zusammenhang zwischen Bindungsmustern und Veränderungen der Interpersonalen Probleme konnte nicht belegt werden. Weiterhin ließ sich die These, dass ängstlich vermeidend gebundene Patienten die Gruppe schlechter bewerteten, nicht durchgängig bestätigen. Es fanden sich jedoch Hinweise auf eine unterschiedliche Bedeutung der subjektiv erlebten Wirkfaktoren der Gruppentherapie bei Patienten mit verschiedenen Bindungsmustern. Ein Geschlechtervergleich ergab ein Überwiegen des ambivalenten Bindungsmusters bei Frauen und des gemischt unsicheren Bindungsmusters bei Männern. Die Überprüfung von Erfolgskriterien in den einzelnen Fragebögen der Studie ergab für die symptombezogene Skala SCL-90-R, die angstbezogene Skala STAI und das auf das Selbstsystem bezogene Narzissmus-Inventar einen statistisch signifikanten Zusammenhang des Behandlungsergebnisses mit dem Bindungsstil. Das Erwachsenen-Bindungsprototypen-Rating nach Pilkonis hat sich als gut anwendbar für Indikationsgespräche erwiesen. Mit Hilfe dieses Instruments konnte gezeigt werden, dass ängstlich ambivalent gebundene Patienten von der psychodynamischen stationären Gruppentherapie am meisten profitierten.

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