Antizipation von Schulerfolg am Gymnasium

  • Die vorliegende Arbeit setzt sich mit Schulerfolg am Gymnasium auseinander. Um darüber Aussagen tätigen zu können, wurden die Faktoren Intelligenz, Lern- und Leistungsmotivation, Stressbewältigung, Stresssymptomatik und die elterliche Unterstützung der Schulkinder Gegenstand des Interesses. Zum einen wurde bei einem Blick in die 5. und 6. Klassen der Sekundarschulen analysiert, ob es Unterschiede hinsichtlich der genannten Merkmale zwischen gymnasialen Schülerinnen und Schülern und Schülerinnen und Schülern an anderen Schularten bestehen. Bei der dann folgenden Frage, ob es Determinanten gibt, die bereits in der Grundschule einen potentiellen Schulerfolg am Gymnasium prädizieren können, bediente sich diese Studie ebendieser Faktoren und untersuchte deren prognostische Validität. Die interessierenden Daten konnten längsschnittlich aus einer Stichprobe von Grundschulkindern der 3. Jahrgangsstufe, die am Ende der Untersuchung die 6. Klasse besuchten, gewonnen werden. Zudem wurden deren Eltern zu zwei Zeitpunkten befragt. Aus den mit denDie vorliegende Arbeit setzt sich mit Schulerfolg am Gymnasium auseinander. Um darüber Aussagen tätigen zu können, wurden die Faktoren Intelligenz, Lern- und Leistungsmotivation, Stressbewältigung, Stresssymptomatik und die elterliche Unterstützung der Schulkinder Gegenstand des Interesses. Zum einen wurde bei einem Blick in die 5. und 6. Klassen der Sekundarschulen analysiert, ob es Unterschiede hinsichtlich der genannten Merkmale zwischen gymnasialen Schülerinnen und Schülern und Schülerinnen und Schülern an anderen Schularten bestehen. Bei der dann folgenden Frage, ob es Determinanten gibt, die bereits in der Grundschule einen potentiellen Schulerfolg am Gymnasium prädizieren können, bediente sich diese Studie ebendieser Faktoren und untersuchte deren prognostische Validität. Die interessierenden Daten konnten längsschnittlich aus einer Stichprobe von Grundschulkindern der 3. Jahrgangsstufe, die am Ende der Untersuchung die 6. Klasse besuchten, gewonnen werden. Zudem wurden deren Eltern zu zwei Zeitpunkten befragt. Aus den mit den Kindern durchgeführten Fragebögen stammen die Informationen über deren kognitive Fähigkeiten, Motivationslage und deren Stresserleben, die Eltern trugen mit ihren Angaben dazu bei, einen Einblick in die häusliche Lernunterstützung zu bekommen sowie die Noten und die Übertrittsnote der Kinder zu erfahren. Anhand dieser Daten konnte die Studie aufzeigen, dass die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten im Mittelwert nicht intelligenter sind, als die Schülerinnen und Schüler anderer Schularten. Allerdings präsentieren sie sich als höher lernzielmotiviert und damit mehr als die Vergleichsgruppe intrinsisch daran interessiert, neue Fähigkeiten zu erlernen beziehungsweise vorhandene zu verbessern. Was die Leistungszielmotivation angeht, erweisen sich die gymnasialen Schülerinnen und Schüler als ebenso strukturiert wie die Schülerinnen und Schüler an der Realschule oder sonstigen Schulformen; ihre Intention, in Relation mit anderen gut abzuschneiden oder Aufmerksamkeit von außen für ihre Leistung zu erhalten, ist vergleichbar mit denen der Schülerinnen und Schüler an anderen Schularten. Dasselbe gilt für die Tendenz der Kinder zur Arbeitsvermeidung. In Bezug auf die Perspektive „Stress“ hat die Untersuchung ergeben, dass Schülerinnen und Schüler am Gymnasium nicht effektiver in der Stressbewältigung sind und außerdem auch nicht vermehrt über Stresssymptome berichten. Es bedarf an der Stelle weiterer Bemühungen, zu klären, ob an den Schularten tatsächlich eine ähnlich geartete Stressbelastung bei ähnlicher gearteter Stressbewältigung vorliegt, oder ob die individuelle Wahrnehmung der Kinder zu den nicht signifikanten Ergebnissen führte. Mit Bestimmtheit kann aufgrund der Daten dieser Untersuchung festgestellt werden, dass die künftigen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in der Grundschule deutlich weniger von ihren Eltern bei den Hausaufgaben und Schulvorbereitungen unterstützt wurden, was für die Sekundarstufe nicht mehr gilt. Für die Sekundarstufe konnte aufgezeigt werden, dass die Eltern, deren Kinder ein Gymnasium besuchen ungleich mehr Zeit in deren schulische Belange investieren als die Eltern mit Kindern an anderen Schularten, sowohl die Schul- als auch die Prüfungsvorbereitung betreffend. Die Frage nach den Prädiktoren, die künftigen Schulerfolg am Gymnasium prognostizieren können, kann nach Auswertung der Daten der vorliegenden Studie nun folgendermaßen beantwortet werden: Es ist unter anderem die Übertrittsnote, die Hinweise auf einen erfolgreichen Übertritt gibt und hochsignifikant den Schulerfolg zu Beginn der Sekundarschulzeit bedingt. Außerdem beeinflussen die kognitiven Fähigkeiten der Kinder die Schulnoten in der 5. Klasse und indirekt auch in der 6. Klasse des Gymnasiums. Was die Lern- und Leistungsmotivation betrifft, stellte sich eine geringe Vermeidungs-Leistungszielorientierung als positiver Prädiktor für Schulleistung heraus; Kinder, die aus dem Motiv lernen, schlechte Beurteilungen, Ansehensverlust oder Strafe zu vermeiden, haben statistisch betrachtet eine geringere Wahrscheinlichkeit, gute Noten zu erreichen. Auch für die Tendenz zur Arbeitsvermeidung konnte belegt werden, dass die Durchschnittsnote in der 5. Klasse des Gymnasiums umso besser ausfällt, je weniger die Schülerinnen und Schüler zur Arbeitsvermeidung neigen. Darüber hinaus unterstreichen die Ergebnisse deutlich die Tatsache, dass eine Zurückhaltung der Eltern bei den Schulvorbereitungen während der Grundschulzeit ihrer Kinder mit zeitlichem Abstand bessere Noten am Gymnasium nach sich zieht. Genau so betont werden soll, dass auch in der Sekundarstufe mit höherer elterlicher Unterstützung bei den Schulvorbereitungen und den Prüfungsvorbereitungen in der Konsequenz die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in den ersten beiden Jahren der weiterführenden Schule schlechter werden. Ein Faktor, der offenbar bei der Verwirklichung von Schulerfolg eine untergeordnete Rolle spielt, ist der Umgang und das Erleben von Stress; es konnte kein Zusammenhang zwischen diversen Stressbewältigungsstrategien und Schulleistung nachgewiesen werden. Sollten Kinder in der Grundschule über Stresssymptome berichtet haben, so hatte deren Vorhandensein keine bedeutsame Auswirkung auf künftige Schulleistungen. Neben der Analyse dieser direkten Einflussfaktoren, wurden als Ergebnis der kombinierten Betrachtung der behandelten Faktoren und der Übertrittsnote der Grundschülerinnen und Grundschüler mehrere indirekte Zusammenhänge evident. So wirkt sich unter anderem die Intelligenz, vermittelt über die Übertrittsnote, nachweislich positiv auf die Schulleistung aus, und auch eine relativ erhöhte Lernzielorientierung der Kinder, die zwar direkt keinen Einfluss hat, bedingt aber unter Berücksichtigung ihres Einflusses auf die Übertrittsnote indirekt eine bessere Schulleistung. Die umgekehrte Wirkrichtung liegt bei der Motivation zur Arbeitsvermeidung vor; je geringer in der Grundschule die Tendenz ist, Lernaufwand zu vermeiden, umso deutlicher kommt der Effekt zum Tragen, über die Übertrittsnote auch in der Sekundarstufe bessere Noten zu erzielen. Schließlich konnte im Themenstrang der elterlichen Unterstützung auch hier aufgezeigt werden, dass sich die Quantität der Interventionsmaßnahmen über die Übertrittsnote indirekt negativ auf den Schulerfolg am Gymnasium auswirkt. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen, dass es für Schülerinnen und Schüler zahlreiche Indikatoren gibt, die ein erfolgreiches Etablieren am Gymnasium begünstigen. Die Tatsache, dass neben den kognitiven Fähigkeiten und einigen Aspekten der Lern- und Leistungsmotivation auch die Zurückhaltung der Eltern eine bedeutsame Rolle spielt, darf als Hauptaussage dieser Arbeit betrachtet werden. Zukünftig sollte vermehrt beleuchtet werden, ob sich diese Erkenntnisse auch über längere Zeiträume und mit zunehmender Verweildauer der Schülerinnen und Schüler auf der Schulform Gymnasium bewähren.show moreshow less

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Metadaten
Author:Renate Jakob
URN:urn:nbn:de:bvb:739-opus4-8110
Advisor:Andreas Gegenfurtner, Detlef Urhahne
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2020
Date of Publication (online):2020/07/10
Date of first Publication:2020/07/10
Publishing Institution:Universität Passau
Granting Institution:Universität Passau, Philosophische Fakultät
Date of final exam:2020/05/15
Release Date:2020/07/10
Tag:Elterliche Unterstützung; Gymnasium; Schulerfolg; Übertritt
GND Keyword:SchulerfolgGND; SchulübergangGND; Sekundarstufe 1GND; ElternGND
Page Number:123 Seiten
Institutes:Philosophische Fakultät
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 37 Bildung und Erziehung / 370 Bildung und Erziehung
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