Theorie trifft Praxis

  • Ein Merkmal der kollektiven Verbreitung von Narrativen ist der hohe Grad an Emotionalität, mit der sie einhergehen. Massenmedien und deren narrative Strukturen spiegeln kulturelle Wertvorstellungen und Normen, die wie Glaubenssysteme fortwährend reproduziert werden. Narrative spiegeln sich in Religionen, Wirtschaftssystemen, politischen Strukturen und kulturellen Identitäten. Der israelische Historiker Yuval Noah Harari bezeichnet Geschichten als Grundpfeiler menschlicher Gesellschaften. Nach Harari haben im Laufe der Geschichte Erzählungen über Götter, Nationen und Unternehmen so große Macht gewonnen, dass die Fiktion die objektive Wirklichkeit beherrscht, d.h. dass die Narrative einer Kultur oder Epoche deren Realität formen oder sogar erst hervorbringen. Jedes narrative Denken aber ist im Kern von Dramaturgie bestimmt. Dabei steht im Fokus einer dramaturgischen Struktur insbesondere die Frage, wie Ziele erreicht, Konflikte oder Probleme gelöst und Hindernisse überwunden werden können. Erzählverläufe führen exemplarische Wege zurEin Merkmal der kollektiven Verbreitung von Narrativen ist der hohe Grad an Emotionalität, mit der sie einhergehen. Massenmedien und deren narrative Strukturen spiegeln kulturelle Wertvorstellungen und Normen, die wie Glaubenssysteme fortwährend reproduziert werden. Narrative spiegeln sich in Religionen, Wirtschaftssystemen, politischen Strukturen und kulturellen Identitäten. Der israelische Historiker Yuval Noah Harari bezeichnet Geschichten als Grundpfeiler menschlicher Gesellschaften. Nach Harari haben im Laufe der Geschichte Erzählungen über Götter, Nationen und Unternehmen so große Macht gewonnen, dass die Fiktion die objektive Wirklichkeit beherrscht, d.h. dass die Narrative einer Kultur oder Epoche deren Realität formen oder sogar erst hervorbringen. Jedes narrative Denken aber ist im Kern von Dramaturgie bestimmt. Dabei steht im Fokus einer dramaturgischen Struktur insbesondere die Frage, wie Ziele erreicht, Konflikte oder Probleme gelöst und Hindernisse überwunden werden können. Erzählverläufe führen exemplarische Wege zur Lösung vor, die z.B. in Genres oder standardisierten Erzählmodellen immer wieder reproduziert werden. Dieser Beitrag geht von der Hypothese aus: Je weniger Austausch zwischen Theorie und Praxis stattfindet, desto destruktiver kann Dramaturgie wirken, während Verzahnungen zwischen Theorie und Praxis für beide Seiten wünschenswert und bereichernd sind. Auf der Seite der Theorie führt die Transparenz zu mehr Medienkompetenz, auf der Seite der Praxis ist Theorie die Basis für Reflexion und Orientierung. Semiotik ist eine Wissenschaft, die es ermöglicht, Tiefenstrukturen von Texten begrifflich zu definieren und damit Dramaturgie und deren Wirkung wahrnehmbar zu machen. Semiotische Ansätze sind gleichermaßen für Theorie und Praxis relevant und vermögen dadurch beide Bereiche zu verbinden. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Zeichensystems Filmdramaturgie.show moreshow less

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Metadaten
Author:Marietheres Wagner
URN:urn:nbn:de:bvb:739-opus4-5726
DOI:https://doi.org/10.15475/skms.2017.1.8
Series (Serial Number):Schriften zur Kultur- und Mediensemiotik | Online (2017.3.8)
Document Type:Part of Periodical
Language:German
Year of Completion:2017
Date of Publication (online):2018/08/23
Year of first Publication:2018
Publishing Institution:Universität Passau
Release Date:2018/08/24
Page Number:109-129
Source:Schriften zur Kultur- und Mediensemiotik | Online, 2017, 3, 109-129
Institutes:Philosophische Fakultät
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 30 Sozialwissenschaften, Soziologie / 300 Sozialwissenschaften
open_access (DINI-Set):open_access
Licence (German):License LogoCreative Commons - CC BY - Namensnennung 4.0 International