Zur Urteilsgenauigkeit von Mathematiklehrkräften: Genauigkeitsbeeinflussende Faktoren, Stabilität und Auswirkungen

  • Im Schulalltag müssen Lehrkräfte nicht nur die Schülerleistung, sondern auch andere Schülermerkmale zutreffend beurteilen. Die vorliegende Arbeit, welche drei Studien umfasst, beschäftigt sich daher mit der Urteilsgenauigkeit von Mathematiklehrkräften zu verschiedenen Schülermerkmalen. Zudem wurden auch die Stabilitäten und Auswirkungen der Genauigkeit von Lehrkrafturteilen analysiert. Die Urteilsgenauigkeit stellt den Kern der diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften dar, unter der man die Fähigkeit von Lehrkräften versteht, Schüler- und Aufgabenmerkmale zutreffend einschätzen zu können. In der ersten Studie wurde die Urteilsgenauigkeit von Mathematiklehrkräften in der Einschätzung von Mathematikleistung, Konzentration, Arbeits- und Sozialverhalten untersucht. Auch wurde überprüft, ob die Urteilsgenauigkeit mit soziodemografischen Lehrkraftmerkmalen zusammenhängt und wodurch Lehrkrafturteile vorhergesagt werden. An der Untersuchung nahmen 357 Realschulfünftklässler sowie deren 17 Mathematiklehrkräfte teil. Die LernendenIm Schulalltag müssen Lehrkräfte nicht nur die Schülerleistung, sondern auch andere Schülermerkmale zutreffend beurteilen. Die vorliegende Arbeit, welche drei Studien umfasst, beschäftigt sich daher mit der Urteilsgenauigkeit von Mathematiklehrkräften zu verschiedenen Schülermerkmalen. Zudem wurden auch die Stabilitäten und Auswirkungen der Genauigkeit von Lehrkrafturteilen analysiert. Die Urteilsgenauigkeit stellt den Kern der diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften dar, unter der man die Fähigkeit von Lehrkräften versteht, Schüler- und Aufgabenmerkmale zutreffend einschätzen zu können. In der ersten Studie wurde die Urteilsgenauigkeit von Mathematiklehrkräften in der Einschätzung von Mathematikleistung, Konzentration, Arbeits- und Sozialverhalten untersucht. Auch wurde überprüft, ob die Urteilsgenauigkeit mit soziodemografischen Lehrkraftmerkmalen zusammenhängt und wodurch Lehrkrafturteile vorhergesagt werden. An der Untersuchung nahmen 357 Realschulfünftklässler sowie deren 17 Mathematiklehrkräfte teil. Die Lernenden bearbeiteten einen Mathematikleistungstest sowie einen Konzentrationstest und füllten Fragebögen zum Arbeits- und Sozialverhalten aus. Währenddessen schätzten die Lehrkräfte die verschiedenen Schülermerkmale ein. Lehrkräfte schätzten die Rangfolge der Schülerleistung mit mittlerer Genauigkeit ein, die Beurteilung von Konzentration, Arbeits- und Sozialverhalten fiel ihnen schwerer. Lehrkräfte überschätzten die Schülerleistung. Weder Alter, Geschlecht noch Berufserfahrung der Lehrkräfte hingen mit der Urteilsgenauigkeit zusammen. Lehrkrafturteile zur Schülerleistung und zu nicht-leistungsbezogenen Schülermerkmalen wurden durch sachfremde Urteilsmerkmale verzerrt. Die zweite Studie baut auf der ersten Arbeit auf und erweitert diese um einen Messzeitpunkt. Da über Stabilität, genauigkeitsbeeinflussende Faktoren und differenzielle Wirkungen des Lehrkrafturteils zur Schülerleistung relativ wenig bekannt ist, wurden in dieser Studie diese Aspekte analysiert. An der Untersuchung nahmen 294 Realschülerinnen und -schüler sowie deren 17 Mathematiklehrkräfte teil. Die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler bearbeiteten standardisierte Mathematikleistungstests und machten Angaben zum wahrgenommenen Lehrkraftverhalten. Parallel dazu schätzten die Lehrkräfte die Testleistungen ein und beantworteten Fragen zur Bezugsnormorientierung. Die Rangkomponente, Übereinstimmung des Lehrkrafturteils mit den Schülerleistungen, verbesserte sich im Zeitraum eines halben Schuljahres signifikant. Sie korrelierte signifikant positiv mit der kriterialen Bezugsnormorientierung. Die Genauigkeit des Lehrkrafturteils zum Schulhalbjahr, indiziert als Leistungsüber- und -unterschätzung, war prädiktiv für die Schülerleistung zu Schuljahresende. In der Leistung überschätzte Lernende wiesen im Vergleich zu unterschätzten Lernenden den größeren Leistungszuwachs auf und nahmen das Lehrkraftverhalten anders wahr. Die dritte Studie ist ebenfalls längsschnittlich angelegt und umfasst zwei Messzeitpunkte, weswegen die Stabilitäten von Lehrkrafteinschätzungen und Schülermerkmalen sowie die differenziellen Wirkungen von Lehrkrafteinschätzungen auf verschiedene Schülergruppen untersucht werden konnten. Im Abstand eines Jahres wurden in der dritten und vierten Klasse Daten von 152 Grundschülerinnen und -schülern sowie von deren zehn Mathematiklehrkräften gesammelt. Die Grundschülerinnen und -schüler bearbeiteten jeweils einen standardisierten Mathematikleistungstest und einen Fragebogen zum motivational-affektiven Erleben in der Schule. Zeitgleich schätzten die Lehrkräfte verschiedene Schülermerkmale auf Skalen ein. Die Rangreihungen der Lehrkräfte zu Testleistung, Lernfreude, Schuleinstellung und Anstrengungsbereitschaft verbesserten sich über den einjährigen Untersuchungszeitraum signifikant. Das Lehrkrafturteil zur Testleistung sowie zur Erfolgserwartung und die Schülermerkmale waren stabil. Der Zusammenhang zwischen der Urteilsgenauigkeit und den Schülermerkmalen spiegelte sich in Unterschieden zwischen den Schülergruppen wider: In der vierten Klasse hatten überschätzte Lernende eine höhere Testleistung, Erfolgserwartung und Lernfreude sowie ein höheres Fähigkeitsselbstkonzept und eine niedrigere Leistungsangst als unterschätzte Lernende. Insbesondere die Ergebnisse zu den interindividuellen Unterschieden in der Urteilsgenauigkeit, die in allen drei Studien zu finden sind, lassen eine Förderung der Urteilsgenauigkeit wünschenswert erscheinen. Daher werden abschließend verschiedene Möglichkeiten zur Förderung der Urteilsgenauigkeit vorgestellt.show moreshow less

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Justine Stang
URN:urn:nbn:de:bvb:739-opus4-4646
Advisor:Detlef Urhahne, Jutta Mägdefrau
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2016
Date of Publication (online):2017/03/16
Publishing Institution:Universität Passau
Granting Institution:Universität Passau, Philosophische Fakultät
Date of final exam:2017/03/10
Release Date:2017/03/16
Tag:Bezugsnormorientierung; Diagnostische Kompetenz von Lehrkräften; Lehrkraftverhalten; Stabilität; Urteilsgenauigkeit
GND Keyword:Schule; Mathematiklehrer; Lernen; Unterrichtsbeobachtung; Pädagogische Diagnostik; Dissertation
Institutes:Philosophische Fakultät
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 37 Bildung und Erziehung / 370 Bildung und Erziehung
open_access (DINI-Set):open_access
Licence (German):License LogoStandardbedingung laut Einverständniserklärung