Die literarische Travestie aus bewertungsgeschichtlicher Sicht (am Beispiel Frankreichs im 17. Jahrhundert)

  • Als Hauptgrund für die in der gesamten Neuzeit in der Regel geringe Wertschätzung der literarischen Travestie stellt sich heraus, dass diese bei ihrem Aufkommen im 17. Jahrhundert vom damals herrschenden Klassizismus wegen ihrer niederen, gegen das Dekorum verstoßenden Stilebene und wegen des Fehlens eindeutiger Vorbilder in der Antike abgelehnt wurde. So fragte Guez de Balzac in seinem 1652/53 entstandenen Entretien „Du stile burlesque“: „Ne scauroit-on rire en bon françois et en stile raisonnable?“ Und der Jesuit François Vavasseur stellte in seinem 1658 veröffentlichten Traktat „De ludicra dictione“ apodiktisch fest: „Ludicra dictione non usi Graeci scriptores, non usi Latini. De ludicra dictione nihil ulli praeceperunt antiqui scriptores.“ Das bedeutet, dass die literarische Travestie in der damaligen Zeit vor dem Hintergrund der Querelle des Anciens et des Modernes bewertet wurde; sie wurde verstanden als Angriff auf die Autorität der Antike. Deshalb warf der TraditionalistAls Hauptgrund für die in der gesamten Neuzeit in der Regel geringe Wertschätzung der literarischen Travestie stellt sich heraus, dass diese bei ihrem Aufkommen im 17. Jahrhundert vom damals herrschenden Klassizismus wegen ihrer niederen, gegen das Dekorum verstoßenden Stilebene und wegen des Fehlens eindeutiger Vorbilder in der Antike abgelehnt wurde. So fragte Guez de Balzac in seinem 1652/53 entstandenen Entretien „Du stile burlesque“: „Ne scauroit-on rire en bon françois et en stile raisonnable?“ Und der Jesuit François Vavasseur stellte in seinem 1658 veröffentlichten Traktat „De ludicra dictione“ apodiktisch fest: „Ludicra dictione non usi Graeci scriptores, non usi Latini. De ludicra dictione nihil ulli praeceperunt antiqui scriptores.“ Das bedeutet, dass die literarische Travestie in der damaligen Zeit vor dem Hintergrund der Querelle des Anciens et des Modernes bewertet wurde; sie wurde verstanden als Angriff auf die Autorität der Antike. Deshalb warf der Traditionalist Chapelain 1649 den Verfassern von Travestien tadelnswerte Respektlosigkeit gegenüber ihren altehrwürdigen Vorlagen vor: „ils sont tombés en une espece d’impieté en le faisant, ces grands ouvrages ayant je ne scay quoy de sacré et ne pouvant estre tournés en bouffonerie sans profanation.“show moreshow less

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Metadaten
Author:Thomas StauderGND
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-764218
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/76421
Parent Title (German):Romanische Zeitschrift für Literaturgeschichte
Publisher:Winter
Place of publication:Heidelberg
Type:Article
Language:German
Year of first Publication:1993
Publishing Institution:Universität Augsburg
Release Date:2020/05/23
Tag:Antikentravestie; Bewertungsgeschichte; Travestie, literarische; Vergiltravestie
Querelle des Anciens et des Modernes
Volume:10
Issue:2
First Page:74
Last Page:94
Institutes:Philologisch-Historische Fakultät
Philologisch-Historische Fakultät / Romanistik
Philologisch-Historische Fakultät / Romanistik / Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft Französisch / Italienisch
Dewey Decimal Classification:8 Literatur / 84 Französische und verwandte Literaturen / 840 Literaturen romanischer Sprachen; Französische Literatur
Licence (German):Deutsches Urheberrecht