Transatlantische und mittelöstliche "Krisenbögen" : Die US-Sicherheitspolitik im Zweiten Kalten Krieg zwischen NATO-Modernisierung und Carter-Doktrin - und ihre Einschätzung durch die östliche Spionage (1977-1985)

Transatlantic and Middle Eastern "Arcs of Crisis": US Security Policy in the Second Cold War between NATO Modernization and Carter Doctrine – and the Perspective of Eastern Intelligence Assessments (1977-1985)

  • Diese Studie widmet sich vergleichend zwei parallelen Episoden der US-Sicherheitspolitik in den späten 70er und frühen 80er Jahren: Der konventionellen Modernisierung zur Stärkung der NATO-Streitkräfte (ergänzend zum Doppelbeschluss) und der Schaffung einer militärpolitischen Basis für die Carter-Doktrin, resultierend in der Formierung des U.S. Central Command. Die Untersuchung knüpft an den Stand der aktuellen Forschung an und versucht, jenes Bild weiter zu ergänzen durch (teilweise erst jüngst freigegebenes) amerikanisches und britisches Quellenmaterial, aber auch durch Berichte der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Die Studie beleuchtet zunächst die westlichen Bedrohungswahrnehmungen: Wie würde der Dritte Weltkrieg in Europa aussehen, wie standen die Chancen für die NATO? Gerade diese Fragestellungen bildeten die Basis einer grundlegenden Inventur der US-Militärpolitik unter der Carter-Administration, welche nun auch das Konzept einerDiese Studie widmet sich vergleichend zwei parallelen Episoden der US-Sicherheitspolitik in den späten 70er und frühen 80er Jahren: Der konventionellen Modernisierung zur Stärkung der NATO-Streitkräfte (ergänzend zum Doppelbeschluss) und der Schaffung einer militärpolitischen Basis für die Carter-Doktrin, resultierend in der Formierung des U.S. Central Command. Die Untersuchung knüpft an den Stand der aktuellen Forschung an und versucht, jenes Bild weiter zu ergänzen durch (teilweise erst jüngst freigegebenes) amerikanisches und britisches Quellenmaterial, aber auch durch Berichte der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Die Studie beleuchtet zunächst die westlichen Bedrohungswahrnehmungen: Wie würde der Dritte Weltkrieg in Europa aussehen, wie standen die Chancen für die NATO? Gerade diese Fragestellungen bildeten die Basis einer grundlegenden Inventur der US-Militärpolitik unter der Carter-Administration, welche nun auch das Konzept einer Schnellen Eingreiftruppe (RDF bzw. RDJTF) für die Region des Nahen und Mittleren Ostens bzw. des Persischen Golfs einschloss. Zunächst aber setzte Carter im "alten" Europa Akzente: Die USA verordneten der NATO ein ehrgeiziges militärisches Modernisierungsprogramm, das LTDP (Long Term Defense Programme), als Reaktion auf die massive Aufrüstung des Warschauer Paktes. Dennoch würde weiterhin dem rechtzeitigen Eintreffen von amerikanischen Verstärkungskräften und der Sicherung der transatlantischen Lebensadern entscheidende Bedeutung zukommen: Abgesehen vom allianzpolitischen "Krisenbogen", den traditionellen transatlantischen Strategiekontroversen, würde im Ernstfall also ein militärstrategischer "Krisenbogen" quer über den Nordatlantik in Erscheinung treten. Dann allerdings rückte ein neuer "arc of crisis" (so Carters Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski), sich erstreckend vom Horn von Afrika bis nach Südwestasien, in den Fokus der US-Sicherheitspolitik. Brzezinski erarbeitete Konzepte einer neuen regionalen Sicherheitsarchitektur, um jene Krisenzone gegen Einflussnahmen aus Moskau resistenter zu machen. Und im Gefolge der sowjetischen Invasion Afghanistans beschäftigten sich die US-Nachrichtendienste mit der Wahrscheinlichkeit eines sowjetischen Angriffs auf den Iran. Nach der Wahlniederlage Carters im November 1980 ging es dann für die US-Strategen um die Absicherung ihres Vermächtnisses, und intensiv wurde die Frage diskutiert, welcher mögliche Kriegsschauplatz bei der Zuteilung bestehender und neuer militärischer Ressourcen Priorität genießen sollte, Europa oder der neue "Krisenbogen". Der Weg war vorgezeichnet für die Geburt von CENTCOM im Jahre 1983. Danach soll die Perspektive der Studie wechseln: Wie beurteilte der Gegner im Osten, konkret die Auslandsspionage der "Stasi", jene militärische Modernisierung der NATO? Immerhin behauptete die HVA, nicht nur über natointerne Leistungsbilanzen zur Umsetzung des LTDP zu verfügen: Die HVA zeigte auch erhebliches Interesse an den Diskussionen innerhalb des westlichen Bündnisses zur Problematik einer möglichen Umleitung von US-Verbänden (welche eigentlich als Reserven für einen europäischen Krieg vorgesehen waren) an den Golf. Diese Untersuchung entstand im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsprojektes des Autors an der Universität Augsburg mit dem Titel: "Vom Raketenschach der Kubakrise zum Krieg gegen den Terror: Krisenmanagement, Systeme der Friedenssicherung und militärische Konflikte im Wandel". Sie stellt eine komprimierte Fassung eines Teils jener Forschungsergebnisse dar, welche der Autor demnächst ausführlicher in Buchform publizieren wird.show moreshow less

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Metadaten
Author:Michael SchmidGND
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-4712
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/587
Type:Article
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Release Date:2007/10/05
Tag:Carter-Doktrin; CENTCOM; PD-62; PD-63; PRM-10
Long Term Defense Programme (LTDP); Rapid Deployment Force (RDF / RDJTF); Sea Lines of Communication (SLOC); Persian Gulf Security Framework
GND-Keyword:Brzezinski, Zbigniew; Carter, Jimmy; Eingreiftruppe; Deutschland <DDR> / Ministerium für Staatssicherheit / Hauptverwaltung <A>; Containment
Institutes:Philologisch-Historische Fakultät
Philologisch-Historische Fakultät / Geschichte
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 35 Öffentliche Verwaltung, Militärwissenschaft / 355 Militärwissenschaft