Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen: Leistung und Grenzen. Die Bedeutung des Referenzrahmens im Kontext der Beurteilung von Sprachvermögen am Beispiel des semikreativen Schreibens im DESI-Projekt

The Common European Framework of Reference for Languages: Achievements and Limitations. The relevance of the Framework of Reference in the context of assessing language proficiency exemplified by the writing task within the DESI-Project

  • Die vorliegende Arbeit analysiert den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen, im Folgenden kurz GER genannt. Der GER ist ein Instrument zur Umsetzung der sprachenpolitischen Ziele des Europarats, insbesondere zur Förderung der europäischen Mehrsprachigkeit und der damit verbundenen kulturellen Kompetenzen (vgl. GER 2001: 3). Mit diesem Instrument werden zwei Hauptziele verfolgt: Es will "Praktiker aller Art im Sprachenbereich" (ebd.: 8) ermutigen, ihr Vorgehen zu reflektieren und es will die Kommunikation, den Erfahrungsaustausch und die Kooperation unter den Praktikern erleichtern (ebd.). Die Autoren des GER verstehen den Referenzrahmen als "gemeinsame Basis für die explizite Beschreibung von Zielen, Inhalten und Methoden" (ebd.) und "für die Entwicklung von zielsprachlichen Lehrplänen, curricularen Richtlinien, Prüfungen, Lehrwerken usw. in ganz Europa" (ebd.). Mit seinem Referenzsystem stellt der GER ein Kompetenzmodell bereit, das relevanteDie vorliegende Arbeit analysiert den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen, im Folgenden kurz GER genannt. Der GER ist ein Instrument zur Umsetzung der sprachenpolitischen Ziele des Europarats, insbesondere zur Förderung der europäischen Mehrsprachigkeit und der damit verbundenen kulturellen Kompetenzen (vgl. GER 2001: 3). Mit diesem Instrument werden zwei Hauptziele verfolgt: Es will "Praktiker aller Art im Sprachenbereich" (ebd.: 8) ermutigen, ihr Vorgehen zu reflektieren und es will die Kommunikation, den Erfahrungsaustausch und die Kooperation unter den Praktikern erleichtern (ebd.). Die Autoren des GER verstehen den Referenzrahmen als "gemeinsame Basis für die explizite Beschreibung von Zielen, Inhalten und Methoden" (ebd.) und "für die Entwicklung von zielsprachlichen Lehrplänen, curricularen Richtlinien, Prüfungen, Lehrwerken usw. in ganz Europa" (ebd.). Mit seinem Referenzsystem stellt der GER ein Kompetenzmodell bereit, das relevante Teilbereiche kommunikativen Handelns und sprachlichen Könnens kategorisiert und beschreibt. Die Kategorien umfassen Kompetenzen in den Bereichen der Rezeption, Produktion, Interaktion und Mediation. Für diese differenzierten Kategorien werden Beispielskalen bereitgestellt, in welchen die jeweiligen Könnensbereiche abgestuft auf sechs Niveaus beschrieben werden. Neben diesem Skalensystem finden sich im GER theoretische Ausführungen zum Selbstverständnis des GER im europäischen Kontext, zur Konzeption und Verwendung des GER-Skalensystems, zum Bereich des Lernens und Lehrens von Fremdsprachen, zur Curriculumentwicklung und zur Thematik des Beurteilens von Sprachvermögen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den GER auf die Schlüsselbegriffe Sprache, Lernen, Lehren, Beurteilen und auf seinen Skalenansatz hin zu analysieren. Aufbauend auf diesen Analysen wird die Bedeutsamkeit des GER bei der Testerstellung und Testauswertung am Beispiel des semikreativen Schreibens im DESI-Projekt, Deutsch-Englisch-Schülerleistungen International, einer Schulleistungsstudie der KMK, konkretisiert und beurteilt. Dadurch sollen positive Impulse des GER herausgearbeitet werden und es soll aufgezeigt werden, was dieses Instrument leisten kann und wo seine Grenzen sind. Neben positiven und kritischen Aspekten des GER sollen Möglichkeiten seiner Weiterentwicklung erörtert werden. Durch die erwähnte Schulleistungsstudie DESI können Aussagen zum Leistungsstand und zu den Fähigkeiten von Schülern und Schülerinnen der 9. Klassen aller Schulformen in Deutschland in den Bereichen Deutsch und Englisch getroffen werden: Der aktive und passive Gebrauch des Deutschen und die kommunikative Kompetenz in der Fremdsprache Englisch wurden erfasst. Bei der Entwicklung der Testmodule im Bereich der Fremdsprache Englisch wurde der GER nicht als Ausgangspunkt genommen, vielmehr wurden die Tests verankert in curricularen Analysen und wissenschaftlichen Modellen. Dennoch wurden Testinhalte, Aufgabenanforderung und Beschreibungen der Kompetenzniveaus mit relevanten Ausführungen im GER abgeglichen, um Aussagen über das Verhältnis der fremdsprachlichen DESI-Module zu den Kategorien und Niveaus des GER zu treffen. Die Dissertation ist wie folgt aufgebaut: Zunächst werden relevante Grundlagen in den genannten Schlüsselbereichen Sprache, Lernen und Lehren, Testen von Sprachvermögen und Skalen in der Beurteilung des Sprachvermögens erörtert. Denn um die Bedeutung des GER einschätzen zu können, bietet es sich an, die zu analysierenden Schlüsselbegriffe zunächst jeweils unabhängig von den Aussagen im GER zu erarbeiten. Nur dann können diese Konzepte als Analyserahmen dienen, innerhalb dessen der GER auf sein Verständnis dieser Begrifflichkeiten untersucht wird. Deshalb werden die GER-Analysen in den ersten drei Kapiteln dieser Arbeit jeweils im Anschluss an die theoretischen Ausführungen zu den genannten Schlüsselbegriffen dargestellt. Das erste Kapitel befasst sich zunächst mit den fremdsprachendidaktischen Grundbegriffen Sprache und Vermittlung (Lernen und Lehren). Auf dieser Basis wendet sich das zweite Kapitel der Beurteilung und dem Testen von Sprachvermögen zu: Ehe man Aussagen zur vielschichtigen Thematik der Sprachbeurteilung treffen kann, muss der Beurteilungsgegenstand in seinen komplexen Facetten beleuchtet werden. Innerhalb des Themenbereichs der Sprachbeurteilung greift das dritte Kapitel den Skalenansatz in der Beurteilung heraus, denn diesem kommt zunehmende Bedeutung bei der Bewertung sprachlicher Leistungen zu. Im vierten, auf die Praxis ausgerichteten Kapitel dieser Arbeit wird die Entwicklung und Auswertung der semikreativen Aufgabenstellung des Moduls Textproduktion Englisch im DESI-Projekt dokumentiert. Dabei wird am Ende eines jeden Unterkapitels Bezug genommen auf den GER und seine Bedeutsamkeit und Verwendbarkeit im jeweiligen Projektabschnitt. Abschließend werden Möglichkeiten der Implementierung und Weiterentwicklung des GER aufgezeigt.show moreshow less
  • This thesis analyses the "Common European Framework of Reference: learning, teaching, assessment", referred to as CEF below. The CEF is an instrument for the promotion of plurilingualism and pluricultural competences in Europe. It is intended to encourage professionals in the field of language teaching to reflect upon their practice and to enhance cooperation among them. The CEF authors understand the framework as a "basis for the elaboration of language syllabuses, curriculum guidelines, examinations, textbooks", etc. (CEF: 1). With its scale system, the CEF provides a model of competence, in which relevant categories of communicative skills and language proficiency are described. The categories cover receptive, productive, interactive and mediation skills. The descriptions of those skills constitute a set of proficiency scales on six levels. In addition to the scale system, the CEF provides theoretical descriptions regarding the concept and usage of the instrument itself, regardingThis thesis analyses the "Common European Framework of Reference: learning, teaching, assessment", referred to as CEF below. The CEF is an instrument for the promotion of plurilingualism and pluricultural competences in Europe. It is intended to encourage professionals in the field of language teaching to reflect upon their practice and to enhance cooperation among them. The CEF authors understand the framework as a "basis for the elaboration of language syllabuses, curriculum guidelines, examinations, textbooks", etc. (CEF: 1). With its scale system, the CEF provides a model of competence, in which relevant categories of communicative skills and language proficiency are described. The categories cover receptive, productive, interactive and mediation skills. The descriptions of those skills constitute a set of proficiency scales on six levels. In addition to the scale system, the CEF provides theoretical descriptions regarding the concept and usage of the instrument itself, regarding aspects of teaching and learning foreign languages, aspects of curriculum design and aspects of assessing language proficiency. The analysis conducted in this thesis is based on the German version of the CEF. The key concepts of "language", "learning", "teaching", "assessment" and the scale system of the CEF are explored. In addition to the analysis, the relevance of the CEF in practical test development and language assessment is evaluated, using the DESI-study as example, "Deutsch-Englisch Schülerleistungen International" (German English Student Proficiency International), a large-scale assessment within the German school system. It assesses the language proficiency in German and English as a foreign language of pupils in the 9th grade of the German school system. The test development in this study was not based on the CEF but on German curricula and scientific models of language skills. Test content, task characteristics and descriptions of the DESI competence levels were nevertheless compared with relevant descriptions in the CEF. This proceeding facilitates establishing links between the DESI test modules and the categories and levels of the CEF. The thesis is structured as follows: At first, relevant basic principles within the concepts language, learning, teaching, language testing and scales in the field of language assessment are discussed and developed. This basis serves then as the analytic framework within which the respective concepts found in the CEF are explored. The results of those analyses are described at the end of each chapter of the thesis. The first chapter of the thesis addresses models of language description and didactic aspects of learning and teaching foreign languages since these aspects form the basis of all considerations of testing language proficiency. Based on the conclusions of the first chapter, the second chapter discusses characteristics of good language tests. Within the field of language testing, the usage of scales is increasing in importance; therefore, the third chapter focuses on scale development and their application to language assessment. The final chapter documents the construction of the writing tasks and rating scales within the DESI-project; thereby, the relevance of the CEF within the different phases of test and scale development is evaluated. Using the DESI-study helps to identify the benefits as well as the shortcomings of the CEF. Finally, along with positive and negative aspects, possibilities for further development of the Framework of Reference are discussed.show moreshow less

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Metadaten
Author:Claudia Harsch
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus-3680
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/297
Advisor:Konrad Schröder
Type:Doctoral Thesis
Language:German
Publishing Institution:Universität Augsburg
Granting Institution:Universität Augsburg, Philologisch-Historische Fakultät
Date of final exam:2006/07/05
Release Date:2006/08/10
Tag:DESI-Projekt; Positivkorrektur; Rating-Verfahren; Skalen zur Beurteilung des Sprachvermögens
Common European Framework; assessing language proficiency; rating scales; large-scale assessment; foreign language learning and teaching
GND-Keyword:Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen; Sprachtest; Schulleistungsmessung; Fremdsprachenunterricht; Kommunikative Kompetenz
Institutes:Philologisch-Historische Fakultät
Philologisch-Historische Fakultät / Anglistik / Amerikanistik
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 37 Bildung und Erziehung / 370 Bildung und Erziehung