Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in der Onkologie: Systematische Analyse des Medikationsprozesses von Patienten unter medikamentöser Tumortherapie

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2018-01-15
Issue Year
2017
Authors
Busse, Marika
Editor
Abstract

Background and Objective - Owing to the complexities of anti-neoplastic therapy and the severe side effects of antineoplastic drugs, the improvement of medication safety in cancer patients has become an important challenge in clinical routine and research. This study will provide a detailed description of the medication process of cancer patients in need of intravenous anti-neoplastic therapy: medical history, diagnosis, treatment planning, prescription, production, and administration will all be considered and concrete risks and hazardous steps during the medication process identified.

Methods - On a basis of 20 patients from the Department of Medicine 5 (Haematology and Oncology) in Erlangen tools for documentation and evaluation were designed and validated in an iterative process. The subsequent tools were then used to record the medication process of 100 cancer patients and to evaluate their therapy. The results were summarized tabularly and presented using descriptive statistics.

Results - The previously designed tools allowed the systematic investigation and evaluation of the medication process. This study identified 171 discrepancies. Among those, three were estimated as critical. Hindering factors to the medication process turned out to be incomplete recording of medical history, lack of considering other diseases (cardiac dysrhythmias, respiratory diseases) drug interactions leading to a long-QT-syndrome or errors in prescribing antineoplastic drugs. Most risks were documented in patients receiving complex treatments.

Conclusion - The structured analysis of the medication process proved useful to identify medication errors and to evaluate the medication safety of cancer patients. The implementation of measures to prevent medication errors due to the most hazardous medication process steps (recording and considering the medical history) should be realized promptly. This study accordingly provides several possibilities to improve the medication safety of cancer patients in the Department of Medicine 5 in Erlangen and similar institutions.

Abstract

Hintergrund und Ziele - Die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei onkologischen Patienten unter zytostatischer Therapie ist eine Herausforderung für Praxis und Forschung, da die Tumortherapie häufig komplexe Medikamentenkombinationen mit hohem Nebenwirkungspotential umfasst. Für diese Arbeit sollte der komplette Medikationsprozess von der Bewertung von Diagnose, Allgemeinzustand und Vortherapie über Anamnese, Therapieplanung, Verordnung, Herstellung bis hin zur i.v.-Applikation der Zytostatika evaluiert werden, um dabei festzustellen, ob besondere Risikobereiche in der Arzneimitteltherapie hämato-onkologischer Patienten identifiziert werden können.

Methoden - In einem iterativen Verfahren wurden mittels einer Literaturrecherche sowie einer interdisziplinären Risikoabschätzung Dokumentations- und Bewertungsinstrumente entwickelt und in zwei Stufen anhand von jeweils 10 Patientenfällen der Klinik für Hämatologie und internistische Onkologie validiert. Das Dokumentationsinstrument wurde zur detaillierten Erfassung des gesamten Medikationsprozesses erstellt. Die genauen Definitionen zur Beurteilung der Medikationsprozessschritte wurden im Bewertungsinstrument festgehalten. Zur Identifikation von Risikobereichen im Medikationsprozess wurden in einer dritten Stufe der Untersuchung die so entwickelten Instrumente verwendet, um anhand von 100 Patientenfällen den Medikationsprozess zu dokumentieren und zu bewerten. Die Ergebnisse wurden jeweils tabellarisch zusammengefasst und mittels deskriptiver Statistik dargestellt.

Ergebnisse und Beobachtungen - Die entwickelten Dokumentations- und Bewertungsinstrumente waren geeignet, den Medikationsprozess systematisch zu untersuchen und zu bewerten. Die vorliegende Untersuchung identifizierte 171 Abweichungen, von denen 3 als kritisch für die Patienten bewertet wurden. Als besondere Risikobereiche im Medikationsprozess wurden die vollständige Erfassung und ausreichende Berücksichtigung von Begleiterkrankungen, mögliche QT-Zeit-Verlängerungen unter Arzneimittelinteraktionen sowie Verordnungsfehler bei Verschreibung von Chemotherapien identifiziert. Insbesondere waren Patienten mit komplexen Therapien von diesen Abweichungen betroffen.

Schlussfolgerung - Die strukturierte Analyse des Medikationsprozesses stellte in der vorliegenden Untersuchung geeignetes Vorgehen zur Identifikation von Medikationsfehlern dar. Die vorliegende Arbeit bietet somit eine wichtige Grundlage, die AMTS onkologischer Patienten zu bewerten. Hierdurch kann nun im Anschluss an die Analyse des Medikationsprozesses eine strukturierte Implementierung von verschiedensten Maßnahmen anhand der gefundenen Risikobereiche erfolgen, und vermutlich eine Verbesserung der AMTS erreicht werden. Die fehleranfälligen Prozessschritte zur Vorbereitung einer intravenösen Tumortherapie (Erfassen und Berücksichtigung der Situation der Patienten) sollten zukünftig besonders aufmerksam und nach Möglichkeit standardisiert durchgeführt werden. Darüber hinaus sind die Ergebnisse dieser Untersuchung auch geeignet, in anderen Kliniken mit einem ähnlichen Patientenkollektiv systematisch Hinweise auf potentielle Medikationsfehler zu erarbeiten und klinikübergreifende Auswertungen zu liefern.

DOI
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