Kosteneffektiver Dosisreduktions-Algorithmus bei Patienten mit rheumatoider Arthritis: Kombination von Multibiomarker Disease Activity Score und Autoantikörper-Status

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2020-09-28
Issue Year
2019
Authors
Hagen, Melanie
Editor
Abstract

Objective To analyse the effect of a risk-stratified DMARD tapering algorithm based on multiple-biomarker disease activity (MBDA) score and anti-citrullinated protein (ACPA) on direct treatment costs in rheumatoid arthritis (RA) patients in sustained remission. Methods Post-hoc retrospective analysis of direct treatment costs in 146 RA patients in sustained remission tapering and stopping DMARD treatment in the prospective randomized RETRO study. MBDA scores and ACPA status were determined in baseline samples of patients continuing DMARDs (arm1), tapering their dose by 50% (arm 2) or stopping them after tapering (arm 3). Patients were followed over one year, direct treatment costs were evaluated every three months. MBDA and ACPA status were used as predictors creating a risk-stratified tapering algorithm based on relapse rates. Results RA patients with a low MBDA score (<30 units) and negative ACPA showed lowest relapse risk (19%), while double-positive patients showed high relapse risk (61%). In ACPA negative and MBDA negative (<30 units) and ACPA or MBDA single-positive (>30 units) groups, DMARD tapering appears feasible. Considering only patients without flare, direct costs for synthetic and biologic DMARDs in the ACPA/MBDA-negative and single-positive groups (n=41) would have been 372.245,16€ for full-dose treatment over one year. Tapering and stopping DMARDs in this low-risk relapse groups allowed a reduction of 219.712,03€ of DMARD costs. Average reduction of DMARD costs per patient was 5.358,83€. Conclusions Combining MBDA score and ACPA status at baseline may allow risk stratification for successful DMARD tapering and cost-effective use of biologic DMARD in patients in deep DAS28-ESR remission.

Abstract

Einführung: Die rheumatoide Arthritis (RA) ist die häufigste rheumatologische Erkrankung, mit einer Prävalenz von etwa 1% weltweit. Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch, entzündliche Autoimmunerkrankung mit progressivem Charakter, welche zu fortschreitender Funktionseinschränkung, systemischen Komplikationen, verkürzter Lebensdauer und erhöhten Sozioökonomischen Kosten führen kann. Klinische Remission stellt das wichtigste Therapieziel bei Patienten mit rheumatoider Arthritis dar. Durch die Entwicklung und den ubiquitären Einsatz hochpotenter disease modifying anti-rheumatic drugs (DMARD), erreicht inzwischen etwa die Hälfte aller behandelten Patienten den Remissions-Status, was die Frage nach Reduktion oder gar Absetzen der RA-Medikation, sowie geeigneten Prädiktoren aufwirft.

Studienziel: Analyse des Effektes eines Risikostratifizierten DMARD-Dosisreduktions-Algorithmus basierend auf Multibiomarker Disease Activity-Score (MBDA) und Anti-citrullinierten Protein-Antikörpern (ACPA) auf die direkten Behandlungskosten in Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis in anhaltender klinischer Remission.

Methoden: Diese Studie war eine post-hoc retrospektive Analyse der direkten Behandlungskosten bei Patienten mit RA in anhaltender klinischer Remission, die gemäß dem Studienprotokoll der prospektiven randomisiert kontrollierten RETRO-Studie ihre DMARD-Medikation reduziert oder abgesetzt haben. MBDA Scores und ACPA-Status wurden in den Baseline-Proben bei Patienten bestimmt, die entweder die Dosis unverändert eingenommen haben (Arm1), die Dosis um 50% reduziert haben (Arm 2), oder nach einer 6-Monatigen Dosisreduktion die Medikation abgesetzt haben (Arm 3). Die Studienteilnehmer wurden über ein Jahr in 12-Wöchigen Abständen beobachtet, wobei die Erhalt der klinischen Remission Primärziel war. Die Krankheitsaktivität wurde mittels dem Disease Activity Score (DAS) evaluiert, wobei Remission mit einem Wert <2,6 definiert war. Werte größer 2,6 wurden als Schub der RA definiert. Die direkten Behandlungskosten wurden zu jeder Visite erhoben. MBDA und ACPA wurden dann als Prädiktoren für einen Risikostratifizierten DMARD-Dosisreduktions-Algorithmus genutzt.

Ergebnisse: Die Daten von 146 RA-Patienten wurden ausgewertet. Patienten mit einem niedrigen (negativen) MBDA-Score (<30 Einheiten) und negativem ACPA-Status zeigten die niedrigste Schubwahrscheinlichkeit (19%), während doppelt-positive Patienten die höchste Schubwahrscheinlichkeit zeigten (61%). In ACPA-negativen und MBDA-negativen Patienten, und ACPA- oder MBDA-einfach positiven Patienten schien die Dosisreduktion möglich. Betrachtete man nun nur Patienten ohne Schub der RA bei negativem MBDA/ACPA oder einfach-positivem Status (n=41), beliefen sich die direkten jährlichen Behandlungskosten ohne Dosisreduktion für synthetische und biologische DMARDs auf 372.245,16€. Dosisreduktion und Absetzen der Medikation in dieser niedrig-Risiko Gruppe erlaubte eine Kostenreduktion von 219.712,03€, bei einer durchschnittlichen Kostenersparnis von 5.358,83€ pro Patient.

Schlussfolgerung: Bei RA-Patienten, die sich in anhaltender DAS28-Remission befinden, kann die Kombination von MBDA und ACPA-Status zur Baseline eine Risikostratifizierung für eine erfolgreiche Dosisreduktion und Kosteneffizientem Gebrauch von biologischen DMARDs bieten. Weiterhin erscheint die Dosisreduktion bei RA-Patienten in anhaltender Remission ein klinisch umsetzbares Therapiekonzept.

DOI
Faculties & Collections
Zugehörige ORCIDs