Mikrohabitatnutzung syntoper Waldfledermäuse

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2008-07-03
Issue Year
2008
Authors
Runkel, Volker
Editor
Abstract

Bats are one of the most successful groups of mammals and with more than 1000 species show signs of high radiation. Thus, they can be found in nearly every habitat type. Amongst their order many specializations in morphology, physiology and in the sensory system were developed. These manifest in a manyfold of ecological niches occupied by bats. Nevertheless their success is without doubt based especially on features like their sonar-system, the ability to active flight and mechanisms for saving energy (torpor, hibernation). Syntopic species occurring in single habitats indicate high competition. Different ecological dimensions can allow niche differentiation. Highly structured habitats (like forests) may help minimizing competition by offering high number of microhabitats. Even in Central Europe more than 22 species of reproducing chiroptera can be found. Many of these depend on forest habitats. They roost in tree cavities or behind bark. Furthermore many species are adapted to forage in forests and forest-like biotopes. Due to the anthropogenic reshaping of landscapes vast areas of natural forest are lost and nearly all of the existing forests have lost their natural structure. Protection of forest bats and improvements of their habitats needs knowledge on the actual demands of different bat species. Still little is known on how different forest structures are used by foraging bats. This is vital not only for protection measures but may also help to understand the underlying mechanisms of niche differentiation of syntopic species. To work on the topic of microhabitat use by bats a tool for standardized bat activity sampling was developed and used together with a classification scheme that allowed to distinguish between the physical structure of forest stands regardless of stand history and use. The batcorder system has proven to be very useful for automated acoustic activity surveys. In two years around 30.000 recordings of at least 12 species were collected. A strong increase of activity was detected at the time of birth as well as the fledging for some species (Barbastella barbastellus, Myotis nattereri, Myotis spp.) and thus nursing colonies were postulated for the area. This was consolidated by catching lactating females with mist nets. Furthermore diurnal activity patterns were examined. Minimizing competition by choosing time slots with little or no direct competitors active could be important for hunting bats. No patterns supporting this idea were found, activity was more or less evenly spread across the whole night. Regarding microhabitat usage the data showed a preference for less dense forest structures for all species. Dense forests with more than 1000 trees / ha were avoided by most species. Only some species of the genus Myotis still occurred in lower density at such sites. They were regularly encountered in two layered forest stands as well as in forest stands of up to 2000 trees / ha. Nevertheless these more clutter-tolerant species were also more likely to be recorded in old even aged stands as well as more open microhabitats within the forest (gaps, linear open elements like forest roads). The preference for linear open elements may be biased due to commuting animals, but final-buzz calls used as indication of foraging still were encountered frequently and indicated the importance of such sites or structures for hunting animals. Lab experiments indicated a strong influence of habitat clutterness on niche differentiation on account of limits of flight ability and sonar system of different species. The collected field data does not support this. It is still possible but untested that an adaption for hunting insects in more confined spaces of high clutterness exists. Slight indications were found hinting that the sonar modes of species in competition showed differences that may lead to a selection of different prey (hearing vs. non-hearing prey). A further minimizing of competition might be due to spatial dispersion of hunting animals leading to non overlapping hunting grounds. Regarding the conservation of bats foraging in cultivated forests the data supports that less dense and especially old even-aged forests (Hallenwald) seem to be used by all species. Alternatively many species use forest roads which show a physical structure similar to old even-aged forests (Hallenwald). Even so forest roads are found in every cultivated forest, these only constitute a small percentage of the forest area and can not be seen as ersatz for bat friendly stand structures. Furthermore suitable foraging habitats will be used by bats only if appropriate roosting sites are available in the closer vicinity. Modern concepts of forest cultivation and harvesting may be adapted in such a way, that both, roosting and foraging structures and sites are available for bats.

Abstract

Fledermäuse zählen zu den erfolgreichsten Säugetieren weltweit. Die mehr als 1000 Arten zeugen von einer starken Radiation. Sie sind daher in beinahe jedem Lebensraum zu finden. Es gibt zahlreiche Spezialisierungen in Morphologie, Physiologie und den Sinnesleistungen und erlauben den Handflüglern die Nutzung zahlreicher ökologischer Nischen. Insbesondere sind die Leistung des Ultraschallortungssystems, die Fähigkeit des aktiven Flugs und die Mechanismen zum Energiesparen für ihren weltweiten Erfolg verantwortlich. Durch die große Artenzahl gibt es in vielen Lebensräumen eine hohe Konkurrenz zwischen den syntop auftretenden Arten. Verschiedene ökologische Dimensionen können dabei eine Rolle bei der Einnischung spielen. In stärker strukturierten Lebensräumen (Wald) bietet sich die Möglichkeit, Konkurrenz durch die Wahl des genutzten Mikrohabitats zu minimieren. Auch in Mitteleuropa ist die Ordnung Chiroptera mit mehr als 22 Arten vertreten. Viele dieser Arten nutzen Wald als Lebensraum. Viele Arten sind an die Jagd in Wäldern und Wald-ähnlichen Biotopen angepasst. Zahlreiche Arten treten syntop in Wäldern auf und stehen in Konkurrenz zueinander. Durch die anthropogene Überformung der Landschaft ist in den letzten Jahrhunderten jedoch sehr viel Waldfläche verloren gegangen. Die bestehenden Wälder haben außerdem meist ihre natürliche Ausprägung verloren. Für einen sinnvollen Schutz von Waldfledermäusen und möglichen Verbesserungen der Lebensräume fehlt das Wissen über die tatsächlichen Ansprüche der Arten an den Wald. Es ist kaum bekannt, wie verschiedene Waldstrukturen zur Jagd genutzt werden. Zur Untersuchung dieser Frage wurde daher eine standardisierte Erfassung der Fledermäuse entwickelt, sowie ein einfaches Schema zur Klassifizierung von Waldstrukturen, unabhängig der Bewirtschaftung oder Naturnähe des Waldes etabliert. Die Methode der automatischen Erfassung rufender Fledermäuse hat sich als sehr geeignet erwiesen, um die Aktivität jagender Fledermäuse zu dokumentieren. Es konnten in den beiden Untersuchungsjahren beinahe 30.000 Ruf-Sequenzen von insgesamt wenigstens 12 Arten erfasst werden. Neben den jahreszeitlichen Aktivitätsschwankungen, die vermutlich wenig zur Einnischung beitragen können, wurden nachtzeitliche Phänologien betrachtet. Die Konkurrenzvermeidung durch eine Abstimmung der nächtlichen Aktivität wäre als ein Faktor der Konkurrenzvermeidung denkbar. Es ergaben sich jedoch keine deutlichen Hinweise auf eine nachtzeitliche Einnischung. Die Auswertung der Aufnahmen in Bezug auf die genutzten Mikrohabitate zeigte, dass alle Fledermausarten lichte Waldbereiche bevorzugt haben. Dichte Wälder werden von allen Arten gemieden, bereits Wälder mit Stammzahlen von 1.000 Stämmen je Hektar sind nicht mehr für Fledermäuse interessant. Einzig Vertreter der Gattung Myotis scheinen in der Lage, solche Strukturen noch zu nutzen. Sie konnten in mehrschichtigen Wäldern und einschichtigen, jungen Wälder mit Stammzahlen von bis zu 2000 je Hektar regelmäßig angetroffen werden. Jedoch wurden auch diese clutterness-toleranten Arten bevorzugt in Hallenwäldern und offenen Waldbereichen (Lichtungen, Waldwege) vorgefunden. Die Bevorzugung von linearen Randstrukturen (Waldwege, Waldrand) kann durch Tiere im Transferflug entstehen, die sich an solchen Strukturen orientieren. Jedoch wurden auch regelmäßig Jagdereignisse detektiert, so dass davon ausgegangen wird, dass diese Strukturen eine wichtige Bedeutung auch für jagende Tiere haben. Aus Laborversuchen zu den Fähigkeiten des Ortungssystems und der Manövrierfähigkeit wurde eine deutliche Einnischung einzelner Fledermausarten auf clutter-reiche Mikrohabitate gefolgert. Diese konnte nicht gezeigt werden. In wie weit eine Spezialisierung auf gewisse Nahrungsinsekten stattfindet, die sich in clutter-reichen Zonen aufhalten, wurde nicht direkt untersucht. Jedoch gibt es Anzeichen dafür, dass sich der Ortungsmodus konkurrierender Arten unterscheidet. Dies erlaubt den Fledermäusen unter Umständen die gezielte Wahl von unterschiedlicher Beute. Eine weitere Möglichkeit der Einnischung, die zum Beispiel für Arten der Gattung Pipistrellus gefunden wurde, ist die räumliche Trennung der Aktivitätsschwerpunkte. Im Hinblick auf den Schutz und die Förderung jagender Fledermäuse in Wirtschaftswäldern lässt sich festhalten, dass lichte Waldstrukturen, insbesondere Hallenwald, förderlich für Fledermäuse sind. Alternativ nutzten diese Wege, die eine Hallenwald-ähnlich Struktur aufweisen. Zwar findet man Wege in jedem Wirtschaftswald, jedoch liegen sie nur in geringer Fläche vor und können nicht als Ersatz von zur Jagd geeigneten Waldbeständen dienen. Sicherlich sind jedoch geeignete Jagdhabitate auch nur dann durch Fledermäuse nutzbar, wenn sie ausreichend Quartiere im Wald beziehen können. Moderne Konzepte der Bewirtschaftung könnten so angepasst werden, dass Quartier- und Jagdressourcen vorhanden sind.

DOI
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