Der Einfluss von Temperatur und Sonnenstrahlung auf die Suizidalität

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2011-04-12
Issue Year
2011
Authors
Renk, Stefan
Editor
Abstract

1.2.1 Background and aims For more than a century it is known that the incidence of suicide follows a recurring seasonal pattern all over the world. The maximum number of suicides thereby is observed in late spring and early summer, i.e. in May/June on the northern hemisphere and in November/December on the southern hemisphere respectively. Regarding a possible explanation of this peak in relation to weather, numerous studies have been made, of which the majority did not use meteorological data close to the location of the event. The aim of our study was the examination of the relationship between weather, predominantly between solar radiation and temperature, and the suicidality in Middle Franconia using largely location-dependent meteorological data. 1.2.2 Methods The basis of our work was the ESUS (Erlanger Suizidstudien)-database, in which a registration of suicides and suicide attempts was made for Middle Franconia between 1998 and 2005. Due to the requirement to use weather data from immediate closeness to the crime scenes, we subdivided the district of Central Franconia in quadrants with an appropriate weather station. Counting a total number of 4215, we took 2987 suicides/attempts that occurred in the area of the station Buch. The statistic examination was made by descriptive methods, correlation analysis and further non-parametric tests as well as the construction of seasonal adjusted logistic regression models on the basis of SPSSTM software for Windows 15. 1.2.3 Results While the descriptive regard showed predominantly trends, the non-parametric tests like the multivariate analysis revealed a relationship between suicidality and global radiation or temperature respectively: higher radiation or temperature measurements on the day and (even more) on the day before the events were statistically significantly associated with a higher number of suicidal acts. In a seasonal adjusted model a risk approximation could be made by the calculated odds ratios. 1.2.4 Conclusions On the one hand data in relation to this context seems to be relatively inconsistent by now; on the other hand there is a lack of clear evidence for physicochemical changes in the CNS due to weather. In our study causal conclusions cannot be made either, however there is an implication resulting for the aspect of suicide prevention: people having developed suicidal thoughts and in particular those suffering from affective disorders, should receive close observation and care even more when there is nice weather.

Abstract

1.1.1 Hintergrund und Ziele Seit mehr als einem Jahrhundert ist bekannt, dass die Suizidhäufigkeit auf der ganzen Welt einem immer wiederkehrenden saisonalen Muster folgt, dabei befindet sich das Maximum der Suizidzahl im späten Frühling und im frühen Sommer, d.h. auf der Nordhalbkugel im Mai/Juni und auf der Südhalbkugel im November/Dezember. Im Hinblick auf eine mögliche Erklärung dieses Gipfels im Zusammenhang mit dem Wetter wurden bereits zahlreiche Studien durchgeführt, von denen die Mehrzahl jedoch keine tatortnahen meteorologischen Daten verwendete. Ziel unserer Studie war die Untersuchung der Beziehung zwischen dem Wetter, vorwiegend zwischen Sonnenstrahlung und Temperatur, und der Suizidalität in Mittelfranken unter der Verwendung weitgehend ortsbezogener meteorologischer Werte. 1.1.2 Methoden Grundlage unserer Arbeit bildete die ESUS (Erlanger Suizidstudien)-Datenbank, in der die Registrierung der Suizide und Suizidversuche Mittelfrankens im Zeitraum von 1998-2005 vorgenommen wurde. Unter der Maßgabe, die Wetterdaten aus der unmittelbaren Nähe der Tatorte zu berücksichtigen, teilten wir den Bezirk Mittelfranken in Quadranten mit zugehöriger Wetterstation. Von der Gesamtzahl (4215) zogen wir auf diese Weise 2987 Suizide/Suizidversuche heran, die im Bereich des Stützpunktes Buch stattfanden. Die statistische Untersuchung erfolgte mittels deskriptiver Methoden, Korrelationsanalysen und weiterer nichtparametrischer Tests sowie der Erstellung jahreszeitlich adjustierter logistischer Regressionsmodelle auf der Grundlage der Software SPSS™ für Windows 15. 1.1.3 Ergebnisse und Beobachtungen Während die deskriptive Betrachtung überwiegend lediglich Trends zeigte, ergab sowohl die nichtparametrische Testung als auch die multivariate Analyse einen Zusammenhang zwischen Suizidalität und der Globalstrahlung bzw. der Temperatur: Höhere Strahlungs-bzw. Temperaturwerte am Tag und (noch mehr) am Vortag der Ereignisse waren statistisch signifikant mit einer höheren Anzahl suizidaler Handlungen assoziiert. In einem jahreszeitlich adjustierten Modell konnte mit Hilfe der errechneten odds ratios eine Risikoabschätzung vorgenommen werden. 1.1.4 Praktische Schlussfolgerungen Zum einen erscheint die Datenlage bezüglich derartiger Zusammenhänge bisher relativ inkonsistent, zum anderen fehlen eindeutige Nachweise physikochemischer Veränderungen im ZNS durch das Wetter. Auch durch unsere Studie können keine kausalen Rückschlüsse gezogen werden, jedoch ergibt sich eine Implikation für den Aspekt der Suizidprävention: Menschen, die Suizidgedanken entwickelt haben und im besonderen Maße solche, die an einer affektiven Störung leiden, sollten gerade bei schönem Wetter eine engmaschige Beobachtung und verstärkte Zuwendung erhalten.

DOI
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