Emotionsregulation und Beziehungsgestaltung in der Adoleszenz

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2009-03-23
Issue Year
2008
Authors
Wendt, Verena
Editor
Abstract

The regulation of emotion contributes to the mastery of the developmental tasks with respect to social relationships in adolescence. But so far it is not clear how emotional processes influence the regulation of relationships in adolescence. The regulation of emotional states refers to the self and to others and can activate or stabilize relationships. The lifespan theory of control provides a background to the exploration of emotion- and relationship-regulatory processes in the context of building relationships in adolescence and young adulthood. In Study 1 (total N = 356) adolescents (14-17 years) and young adults (24-28 years) as well as their parents and alteri from school or work were asked about their emotion-regulatory strategies in general and with regard to their social relationships. Study 1 included two measurement points. Analyses of social networks show that adolescents report a higher number of stressful relationships than young adults, however, they do not differ from young adults in their management of anger applied to social network partners. Furthermore, adolescents report fewer supportive relationships than young adults but do not differ in their management of closeness to social partners. Moreover, Study 1 showed that self-initiated breakups of relationships after one year can be predicted by the management of anger in negative-stressful relationships. Three emotion-regulatory strategies were identified that are directed at the selection of relationships (closeness seeking and avoidance) and at influencing emotional states (modification). In Study 2 (self-report N = 257, 14-46 years; report of others N = 251, 14-45 years) a new 17-item emotion regulation scale was developed to validate these three strategies. Factor analyses verified the three dimensions closeness seeking, avoidance, and modification. Internal consistencies of the factors were satisfactorily high. Measurement invariance across gender and across age groups of the new scale was ensured. Mean differences in closeness seeking, avoidance, and modification were found between men and women but not between adolescents and young adults. The findings of Study 1 and Study 2 indicate that specific forms and functions of emotion-regulatory strategies play a role in the process of relationship regulation in adolescence. Studies 1 and 2 expand research on emotion related competences in the transition from adolescence to adulthood and provide innovative insight into the differentiated management of emotions in the context of relationships in the personal social network.

Abstract

In der Auseinandersetzung Adoleszenter mit ihrer sozialen Umwelt kommt der Regulierung von Emotionen eine wichtige Rolle dabei zu, die Entwicklungsaufgaben dieser Lebensphase zu lösen. Allerdings ist bislang ungeklärt, wie emotionale Prozesse die Beziehungsgestaltung Adoleszenter beeinflussen. Die Regulation emotionaler Zustände kann sich auf das Selbst und auf Andere (im Netzwerk) richten und zur Aktivierung oder zur Stabilisierung von Beziehungen beitragen. Vor dem Hintergrund der Lebenslauftheorie der Kontrolle wurden emotions- und beziehungsregulatorische Prozesse des Aufbaus neuer und enger Beziehungen in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter untersucht. Adoleszente (14-17 Jahre) und junge Erwachsene (24-28 Jahre) sowie deren Eltern und Alteri aus der Schule oder dem Beruf (Gesamt-N = 356) wurden in einer ersten Studie zu emotionsregulativen Strategien im Allgemeinen und in ihren jeweiligen sozialen Beziehungen zu insgesamt zwei Erhebungszeitpunkten befragt. Analysen des persönlichen Netzwerks belegen, dass Adoleszente mehr belastende Beziehungen angeben als junge Erwachsene, sich jedoch in ihrem Umgang mit Ärger (bezogen auf Personen des eigenen sozialen Netzwerks) nicht von ihnen unterscheiden. Adoleszente berichten weiterhin weniger unterstützende Beziehungen als junge Erwachsene, gleichen ihnen jedoch in der Ausgestaltung von Nähe zu Beziehungen des eigenen Netzwerks. Weiterhin zeigte sich in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter, dass selbstinitiierte Beziehungsabbrüche nach einem Jahr durch den Umgang mit Ärger in negativ-belastenden Beziehungen vorhergesagt werden können. Auf Ebene des persönlichen Erlebens konnten drei emotionsregulative Strategien ermittelt werden, die auf die Selektion von Beziehungen (Nähesuchen, Meiden) sowie auf die direkte Beeinflussung emotionaler Zustände (Modifikation) gerichtet sind. In einer zweiten Studie (Selbsteinschätzung N = 257, 14-46 Jahre; Fremdeinschätzung, N = 251, 14-45 Jahre) wurde darauf aufbauend eine neue Skala zu Emotionsregulation (17 Items) im Hinblick auf Reliabilität und Validität überprüft. Die Dimensionen Nähesuchen, Meiden und Modifikation konnten faktorenanalytisch bestätigt werden. Die Faktoren ließen sich klar trennen und wiesen eine zufriedenstellend hohe interne Konsistenz auf. Dem neuen Instrument konnte darüber hinaus strenge Messäquivalenz über das Alter und das Geschlecht zugrunde gelegt werden. Mittelwertsdifferenzen in Nähesuchen, Meiden und Modifikation ergaben sich bezogen auf das Geschlecht, nicht jedoch in Bezug auf das Alter. Die Befunde weisen auf spezifische Formen und Funktionen emotionsregulativer Strategien der Beziehungsgestaltung bei Adoleszenten hin. Sie erweitern die Forschung zur Ontogenese emotionsregulativer Kompetenzen im Übergang von der Adoleszenz ins junge Erwachsenenalter und liefern einen neuartigen Einblick in den differenzierten Umgang mit Emotionen in Beziehungen des eigenen sozialen Netzwerks.

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